Theologisches Notizbuch #8

Lebensfreude ist nicht das erste, was Menschen zum christlichen Glauben in den Sinn kommt – und das durchaus zu Recht. Zwar sprechen biblische Texte vielfach von Freude, in der Regel aber nicht von der Freude am eigenen Leben: „Freut euch im Herrn allewege“, bringt Paulus christliche Freude auf den Punkt (Phil 4,4).

Im Allgemeinen ist Freude ein angenehmes Gefühl, das Widerfahrnissen entspringt wie einem Geschenk, einer freundlichen Geste, einer Geburt, einer Genesung oder einer bestandenen Prüfung. Alles, was gefällt, kann Freude hervorrufen, sei es ein besonderes Naturschauspiel oder auch, dass jemand, dem man es gönnt, zu Schaden kommt. Die Quellen der Freude sind also vielfältig und manche sind interkulturell und so allgemein menschlich wie die Schadenfreude und die Liebe. Keines dieser Widerfahrnisse ist aber für sich schon Quelle christlicher Freude, es sei denn mittels einer Konstruktion wie die eines Gottesgeschenkes. Wo Gottes verborgenes Handeln in der Welt Usprung meiner Freude ist, kann man von christlicher Freude in einem weiteren Sinn sprechen.

Christliche Freude im engeren Sinn bezieht sich auf etwas, das christlichem Glauben selbst entspringt. Das kann, je nach Frömmigkeitstyp, unterschiedliches sein: Es gib eine Freude an Gott, an Jesus, an der Menschwerdung Gottes in Christus, sogar an seinem Leiden „für uns“ und natürlich an der Botschaft der Auferstehung. Es gibt eine Vorfreude auf die Auferstehung und das Paradies. Es gibt eine Freude an der am Wort Gottes, am Gebot, an der Erkenntnis, eine Freude darüber, aus Gnade gerechtfertigt zu sein oder am Frieden Gottes. All das sind Beispiele dafür, woran sich christliche Freude entzünden kann. Entscheidend für christliche Freude ist die Frage: Gründet die Freude in der Wirklichkeit des Glaubens oder in etwas anderem? Allgemeine Lebensfreude steht dazu nicht im Widerspruch. Im Gegenteil: Christliche Freude kann auch in einem Leben Freude schöpfen, das nicht immer nur Grund zur Freude hat.