Im Zuge der Auseinandersetzung mit David Buttrick habe ich mir nach vielen Jahren Friedrich Schleiermachers „Reden über die Religion“ wieder einmal vorgenommen. Mich hat dabei v.a. interessiert, wie Schleiermacher mit den Begriffen des Bewusstseins und des Subjekts umgeht. Obwohl Schleiermacher der bedeutendste Theologe des 19. Jahrhunderts war, kannte ich ihn bis zum Studium nicht. Das geht vielen außerhalb der Theologie so, wie ich immer wieder feststelle.
Vor allem das Frühwerk „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“ hat mich damals angesprochen. Seitdem ging es mir dabei wie bei einem vor Jahren gelesenen Roman, mit dem sich eine bestimmte Stimmung verbindet, ohne dass ich den Inhalt nacherzählen kann. Nur die üblichen Stichworte blieben im Gedächtnis. Aber irgendwie inspirierte das Buch mich untergründig weiterhin. Jetzt, beim Wiederlesen, haben ich auch gemerkt, warum: Schleiermacher denkt mit großer Kühnheit über Religion nach, ohne sich an dogmatischen Richtigkeiten zu orientieren. Dabei gibt es eine merkwürdige Spannung zwischen einer großen Frömmigkeit und einer geradezu häretischen Offenheit.
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