Scapple – die Grundfunktionen vorgestellt

Ich hab meine ersten Erfahrungen mit Scapple gesammelt und bin begeistert: Auf so ein Programm habe ich lange gewartet. OK, es gibt auch Sachen, die ich vermisse, aber vom Ansatz her ist es wunderbar, weil einfach und fast intuitiv. Wer das Programm allerdings als Mindmapping-Software oder Programm zur Erstellung von Grafiken und Flowcharts missversteht, wird enttäuscht werden. Ich will in loser Folge mal die Funktionen des Programms vorstellen. Heute geht es los mit den Grundfunktionen. Ich mache das mal als Grafik aus Scapple heraus, weil das gleich viel mehr demonstriert als jede Beschreibung.

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Ins Labyrinth der Zettel

Zettelkästen sind für viele, die schreiben, eines der wichtigsten, kreativen Werkzeuge. Eine Ausstellung im Deutschen Literaturarchiv in Marbach erlaubt im Jean-Paul-Jahr 2013 einen Einblick in die sonst verschlossenen Zettelwelten, denn in der Regel findet sich im Labyrinth der Zettel nur der zurecht, der es angelegt an. Wem die Reise an den Neckar zu weit ist, kann sich an einem großartig gestalteten Katalog erfreuen, der gerade erschienen ist. Neben einem 163-seitigen Textteil gibt es einen rund 220-seitigen Bildteil, der einen guten Einblick gibt in die Vielgestaltigkeit von Zettelkästen. Allein das Stöbern darin ist eine große Freude.

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Cluster und Mindmap als Zeichnungen

Die Künsterlerin Susanne Haun denkt ihrem Blog über die Verbindung von Mindmaps und Kunst nach – und hat in dem Zusammenhang Aquarell-Mindmaps veröffentlicht. Ein interessantes Projekt, auch wenn Nicht-Künstler sicher einen anderen Anspruch an ihre Mindmap stellen. Aber schon bei Tony Buzan finden sich Beispiele für die Verschränkung von Kunst und Mindmap. Die künsterlerische Darstellung hat dabei aber keinen Selbstzweck, sondern dient dazu Impulse zu geben und Assoziationen zu wecken (vgl. Mindmap).

In meiner Praxis verschränken sich Clustermethode und Mindmap zu einem kreativen Spielfeld, auf dem ich Ideen ausprobieren kann. Manchmal sogar, wie bei der Vorbereitung der heutigen Predigt, mit kleinen Skizzen:

Predigtskizze "Weltuntergang? Nicht schon wieder!"Das ist keine Mindmap im strengen Sinne, sondern eher ein Cluster mit graphischen Elementen. Als Predigtskript wäre das natürlich zu verworren. Es ist die Grundlage für die Ausarbeitung einer Predigt – und sei es, dass die Stichworte zur in eine schnell aufnehmbare Reihenfolge gebracht würden. Die vier Predigtteile sind aber klar zu erkennen.

In den meisten Fällen bleibt es bei sprachlichen Skizzen, wie hier, wo der Übergang vom Cluster zum Schreiben sichtbar wird:

Predigtcluster zu WundergeschichtenSo ein Cluster ist bloß ein Sprungbrett, um ins Schreiben zu kommen: Zusammenhänge werden zu einem Versuchsnetz geknüpft, aus dem irgendwann erste Ideen, Sätze, Thesen entstehen. Mit so einem Cluster kann niemand etwas anfangen als der Schreibende selbst. Schon nach kurzer Zeit wird es aber auch für den Autor schwierig, die alten Verknüpfungen und Zusammenhänge wieder zu entdecken. Das Cluster dient nur für den Augenblick.

Eine Mindmap kann dagegen durchaus auch von anderen verstanden und vom Autor auch später noch einmal verwendet werden. Richtige Mindmaps entstehen bei mir erst ganz am Ende, zum Beispiel als Stichwortzettel wie bei diesem Predigtcluster zu einer Pfingstzeltlager-Predigt in Verbindung mit der Daniel-Geschichte:

Predigt-Mindmap zur einer PfingstpredigtZwar fehlen Zeichnungen, aber es gibt farbige Kennzeichnungen und graphische Elemente, die als nächsten Schritt auch abbildende Elemente enthalten könnten.

Anfangen muss man selbst

Boris Maggionis Sachbuch „Romane schreiben für Anfänger und Fortgeschrittene“ hält in zweifacher Weise nicht, was der Titel verspricht: Es ist kein Buch für Fortgeschrittene und sagt nur begrenzt etwas über das Schreiben von Romanen. Wer einen Kindle besitzt und sich für als Neuling für das Schreiben von Geschichten interessiert findet hier aber eine günstige Einführung.

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Text unterstreichen/ gliedern / löschen

Das Unterstreichen und Gliedern von Texten gehört zu den Grundlagen der Textarbeit – obwohl dies selbstverständlich erscheint, ist es dies keineswegs: Auch das Unterstreichen will gelernt sein und bedarf regelmäßiger Übung.
Das Unterstreichen, Gliedern und Löschen von Text (vgl. Précis) dient dazu, die Informationsfülle eines Textes zu reduzieren. Es handelt sich dabei immer um vorbereitende Arbeitsschritte: Wichtige Textinformationen sollen für das eigene Verarbeiten hervorgehoben werden.

Schema

Die Entwicklung von Schemata ist ein klassisches Kreativitätsverfahren, das von vielen Schriftstellern angewendet wurde und wird. Im Grunde sind alle Formen der Darstellung von Begriffszusammenhängen Schemata. Oft bedient man sich dabei organischer (Baum) oder logischer Formen (logisches/semantisches Viereck).
Mithilfe von Schemata lassen sich sehr einfach verschiedene Bedeutungsvarianten von Wortkombinationen übersichtlich darstellen und durchspielen. Schemata haben eine hohe suggestive Kraft – darin steckt eine Gefahr v.a. bei theoretischen Überlegungen: Was zum Erfassen von Wirklichkeit beitragen soll, wird plötzlich selbst für wirklich gehalten: Das Denken wird schematisch.
Auf der anderen Seite hilft ein Schema, zunächst einmal sich selbst und dann durch das Schema auch anderen einen komplizierten Sachverhalt zu vermitteln.

Liste/Hitliste

Die Liste ist das einfachste Mittel, eine Reihe von Notizen zu einem Thema zu sammeln. Die Liste ist eine oft unterschätzte Grundmethode. Zur Sammlung von Assoziationen zu einem Stichwort empfiehlt es sich, die Länge der Liste klar zu bestimmen, zum Beispiel 10 Wörter zu einem Stichwort oder Thema zu sammeln. Das ist sehr einfach und dennoch effektiv, weil es dazu zwingt, sich auf mehr als nur den erstbesten Einfall einzulassen.
Die Hitliste zählt Einfälle nach einem Kriterum auf (die zehn Besten, Schlechtesten etc.) und zwingt zu Überlegungen nach einer Hierachie.
Das Problem von Listen ist: Sie werden sehr schnell unübersichtlich, weil jede Assoziation gleichwertig neben einer anderen steht. Und sie lassen sich nur schwer weiter entwickeln. Listen kommen vor allem dem linear-begrifflichen Denken entgegen. Eine Weiterentwicklung der Hitliste ist, was man im Mindmapverfahren eine Anfangsmindmap nennt: Die Einfälle werden nicht linear, sondern auf Linien rings um ein Anfangswort gesammelt. Grafisch organisierte Listen sind Wörterblume/Wörtersonne.

Was wäre, wenn …

Die „Was wäre, wenn …“-Methode ist eine Grundmethode des erzählenden kreativen Schreibens – freilich ist sie auch eine Grundmethode der Produktion von Sachtexten und Essays, aber das ist eine anspruchsvollere Aufgabe, die durch den Entwurf von Erzählungen methodisch eingeübt werden kann. Das Bindeglied zwischen beidem ist das sog. Gedankenexperiment. Eine einfache Form von „Was wäre, wenn …“-Überlegungen ist das Durchspielen von Handlungsalternativen.

Freies Schreiben (Freewriting)

Das Freie Schreiben gehört neben Cluster und Mindmap zu den Grundmethoden des Kreativen Schreibens. Sie geht zurück auf Peter Elbow und Ken Macrorie. Zunächst angelehnt an das Automatische Schreiben hat sich das Freewriting zunehmend zu einer Methode entwickelt, dem eigenen Schreibstil auf die Spur zu kommen.
Für das Freewriting gibt es zahllose Varianten. Wenn es deutlich über das spontane Schreiben hinausgehen soll, empfiehlt sich die Stichwortmethode mit Zeitbegrenzung: Ausgehend von einem Stichwort oder einer Themenformulierung wird innerhalb eines bestimmten Zeitraumes unterunterbrochen geschrieben, was einem in den Sinn kommt. Bewährt hat sich ein Zeitraum von 5 Minuten (Roberta Allen hat diese Methode in „Literatur in 5 Minuten“ ausführlich beschrieben).