Scapple – bald auch für Windows?

Die Macher von Scrivener haben eine Clustering-Software entwickelt – für die Mac-Welt schon erhältlich, für Windows noch im Beta-Stadium

Notizblatt zu "Tradition und Verfahren"
Notizblatt zu „Tradition und Verfahren“

Ich hab es schon gemacht, als ich noch kein Wort dafür kannte: Clustering. Bei Mitschriften an der Uni und als Entwurfstechnik für Seminararbeiten und der späteren Dissertation habe ich kurze Notizen einkreist oder mit Wolken und Kästchen umgeben und durch Striche mit anderen Notizen verbunden. OK, es waren keine Cluster in Gabriele Ricos Sinne, aber es war ein intuitiver Versuch, Struktur in die Notizen zu bringen und Zusammenhänge für das Schreiben sichtbar zu machen.

Literature & Latte, die Macher der Autorensoftware Scrivener, die ich seit einiger Zeit benutze, haben eine Software entwickelt, mit der man am Recher in gleicher Weise arbeiten kann: Scapple. Wer sich mit den Methoden nicht so gut auskennt, könnte meinen, das müsste auch mit Mindmapping-Software gehen. Ich benutze den Mindmanager und Freemind und kann sagen: Es geht nicht. Mindmap und Cluster sind völlig verschiedene Werkzeuge. Insofern ist das Erscheinungen von Scapple mehr als erfreulich. Mac-Nutzer können das Programm bereits kaufen – Windows-Nutzer müssen sich noch etwas gedulden. Bislang liegt nur eine Beta-Fassung vor. Aber die lässt aufmerken.

In Scapple können Notizen frei platziert, verschoben und mit anderen Notizen verknüpft werden. Zudem lassen sich Scapple und Scrivener miteinander verbinden: Per drag&drop können Notizen von Scapple zu Scrivener und umgekehrt verschoben werden. Anders als beim Mindmapping gibt es keine Hierarchien der Notizen. Wer Scapple als alternative Mindmapping-Software betrachtet, wird damit ebenso unzufrieden sein wie jemand, der versucht mit Mindmaps zu clustern. Ein Video auf youtube veranschaulicht die Verwendung.

Die aktuelle Windows-Beta lässt sich noch bis zum 15. Oktober verwenden. Wann eine Verkaufsversion erscheint, steht noch nicht fest. Bei Scrivener konnte man die Windows-Testversion mehrfach verlängern, bis die Release-Version erschien.

Kathrin Oxen leitet künftig Predigtzentrum

Das Zentrum für Predigtkultur in Wittenberg bekommt eine neue Leiterin: Pfarrerin Kathrin Oxen wird Nachfolgerin von Alexander Deeg. Das hat die EKD mitgeteilt [zur Pressemeldung]. Oxen kommt aus der evangelisch-reformierten Kirche und ist Gemeindepfarrerin in Bützow in Mecklenburg. Im Atelier Sprache e.V. der Braunschweigischen Landeskirche hatte sie den „Meisterkurs Predigt“ absolviert, kommt also gewissermaßen „aus dem Stall“ von Martin Nicol und Alexander Deeg. 2008 hat sie einen Predigtpreis zum Calvinjahr gewonnen, 2009 den Predigtpreis der Deutschen Wirtschaft in der Kategorie „Beste Predigt“.

Luhmanns Zettelkasten wird erforscht

Johannes Schmidt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Soziologie der Uni Bielefeld, ist beauftragt, Luhmanns Zettelkasten zu erforschen, zu sichern und zu digitalisieren. Bei geschätzt 70.000 Zetteln ein sicher Jahre währendes Unterfangen.

Nachdem Mitte Juni bekannt gegeben wurde, dass die Uni Bielefeld ein Luhmann-Archiv aus dem Nachlass errichten wird [Presse-Meldung], haben in den letzten Tagen verschiedene Zeitungen über Schmidt und seinen Forschungsauftrag berichtet.
Im Deutschlandfunk hat Kathrin Hondl mit Schmidt über das Archiv und die Arbeitsweise von Luhmann gesprochen [Zum Interview].

Kierkegaards Notizbücher

Zugegeben: 139,35€ sind ein ziemlich happiger Preis – schon für ein gebundenes Buch, aber erst recht als ebook. Aber De Gruyter ist ja jetzt auch nicht gerade für seine gute Preispolitik bekannt. Dennoch wäre es sicher spannend, die 15 Notizbücher Kierkegaards, verfasst zwischen 1835 und 1849, mal genauer zu studieren.

Mir erscheinen gerade Notizbücher zunehmend als besonders spannende Lektüre: Es ist ein bisschen wie bei Skizzen und fertigen Gemälden. Meistens finde ich die Studien interessanter, als die Ausführung selbst. Die Notiz ist grober, unmittelbarer, unausgewogener, angreifbarer. Aber gerade darin liegt die Stärke.
Bis das Buch mal in einer auch für den Hausgebrauch finanzierbaren Form vorliegt, werde ich wahrscheinlich ein Greis sein. Schade drum. Aber vielleicht schaffe ich es ja mal wieder in eine Uni-Bibliothek.
[Info-Link zu De Gruyter]