Fritz Gesings Einführung in das Kreative Schreiben gehört mittlerweile zu den deutschsprachigen Klassikern: Nicht weil er eine besondere Methode vorstellt, sondern weil er tatsächlich in das Metier einführt und sich das Buch – wie jede gute Einführung – später hervorragend als Nachschlagewerk eignet. Geprägt ist die Einführung durch amerikanische Creative-Writer, deren Ansätze Gesing vorstellt, sowie durch zahlreiche Beispiele aus der Weltliteratur, auf die Gesing zum Weiterlesen verweist oder aus denen er zur Illustration des Geschilderten zitiert. In grauen Kästen hervorgehoben sind die praktische Hinweise und Anleitungen, die man vor allem dann zu schätzen lernt, wenn man das Buch als Nachschlagewerk nutzt.
Das Buch wendet sich vornehmlich an den Anfänger im Kreativen Schreiben erzählender Prosa und will nach Selbstaussage sowohl zum Selbststudium wie als begleitende Lektüre eines Workshops geeignet sein. Dieser Einschätzung kam man ohne weiteres zustimmen: In zehn Kapitel stellt Gesing Grundsätze der Charakter- und Handlungsentwicklung, der Erzählperspektive, der Erzählweise und der Überarbeitung vor. Dabei werden auch typische Fragen wie der Umgang mit Schreibhemmungen, mit Erzählproblemen und der sprachlichen Gestaltung angesprochen. Das alles geschieht knapp und präzise, wie es für eine Einführung sein muss. Wer einen vertieften Einstieg in bestimmte Fragestellungen wünscht, findet im ausführlichen und gut gegliederten Literaturverzeichnis entsprechende Hinweise.
Wer schon viele Bücher zum Kreativen Schreiben kennt, wird bei Gesing zwar nicht viel Neues finden, aber das vorbildliche (weil übersichtliche) Layout und die knappe Darstellung lassen das Buch schon bald zu einem oft genutzten Nachschlagewerk werden. Dem dient auch das gute Sachregister, das nicht nur die Hauptstichworte nennt, sondern von Unterpunkten auf die zentralen Stichworte verweist und verwandte Stichworte nennt.
Vergleichbar ist das Buch mit Otto Kruses „Kunst und Technik des Erzählens“. Kruse legt mehr Gewicht auf die praktischen Übungen und führt stärker durch das Buch, weshalb es sich stärker als Übungsbuch zum Selbststudium eignet. Gesings Schwerpunkt liegt auf der Darstellung, die einzelnen Abschnitte wirken in sich geschlossener (was den Charakter eines Nachschlagewerkes unterstreicht) und das Layout ist übersichtlicher.
Fazit: Fritz Gesings „Kreativ Schreiben“ ist eine sehr gute, solide Einführung in das kreative Schreiben erzählender Texte. Aufbau, Layout und Knappheit der Darstellung machen das Buch auch zu einem guten Nachschlagewerk. Obwohl es sich ausdrücklich an Anfänger wendet, lohnt sich auch für erfahrende Schreiber ein Blick in das Buch. Predigerinnen und Prediger erhalten einen guten Einblick in das Thema und werden immer wieder auf inspirierende Hinweise für die Predigtpraxis stoßen, die über de erzählende Prosa hinaus aus für die Predigtpraxis hilfreich sind.
Gesing, Fritz: Kreativ schreiben. Handwerk und Techniken des Erzählens, Köln 2004.
ISBN 3-8321-7472-9 (Neuausgabe) | 9,95 € | 259 Seiten