Pfingsten ist das Fest, an dem wir feiern, dass die christliche Gemeinde sprachfähig wurde: Grade noch verängstigte Jünger wagten sich aus ihren Verstecken und begannen darüber zu sprechen, was sie glauben und worauf sie hoffen. Pfingsten ist daher das passende Fest, um eine neue Pfarrstelle anzutreten. Seit heute bin ich Pfarrer in der Ev. Friedens-Kirchengemeinde Münster, in den Stadtbezirken Gremmendorf und Angelmodde.
Passend zum Pfingstfest war es ein ökumenischer Auftakt. Für einen Pfarrstellenantritt sicher ungewöhnlich, aber was ist schon gewöhnlich in Zeiten einer Virus-Pandemie. Ein „normaler“ Einführungsgottesdienst kann gerade nicht stattfinden, genausowenig wie eine Verabschiedung aus meiner bisherigen Pfarrstelle in der Ev. Kirchengemeinde Beckum. Das Schicksal teile ich mit unserem neuen Münsteraner Superintendenten Holger Erdmann, dessen Dienst ebenfalls heute offiziell beginnt. Vergangenen Freitag habe ich aus der Hand von Thomas Groll, der seit dem plötzlichen Tod von Superintendent Ulf Schlien den Kirchenkreis leitete, im kleinen Rahmen meine Ernennungsurkunde bekommen. Verabschiedung und Einführung werden im Herbst nachgeholt.
Nun also ein ökumenischer Gottesdienst zum Start. Der wunderbare Frühsommermorgen erlaubte es, corona-konform auf der Wiese hinter St. Bernhard in Angelmodde mit rund 130 Personen zu feiern (bei Regen wären nur 31 Mitfeiernde möglich gewesen). Besonders schön war, dass als katholischer Gastgeber und Mit-Liturg Pfarrer Thomas Schulz dabei war. Wir kennen uns aus seiner Zeit in Neubeckum. Er hatte den Gottesdienst mit Mitgliedern des Arbeitskreises Ökumene vorbereitet. Mitgewirkt haben Annethres Schweder, Noch-Vorsitzende des ACK-Münster, Dirk Wilke vom Arbeitskreis Ökumene und Beate Herbers, Presbyteriumsvorsitzende der Friedenskirchengemeinde – und natürlich viele weitere Helfer im Hintergrund, die Stühle gesäubert und geschleppt haben etc.
Direkt vor mir aufgestellt war das bunte Ökumenekreuz des Arbeitskreises. Thomas Schulz hat es bei der Begrüßung als Symbol dafür gedeutet, dass mein Start in Münster unter einem bunten, ökumenischen Segenszeichen steht. Ökumene hat in den Stadtteilen Angelmodde und Gremmendorf eine lange Tradition. Tatsächlich ist mir die Ökumene ein wichtiges Anliegen. In Beckum habe ich gerne mit Propst Rainer Irmgedruth von St. Stephanus in Beckum zusammengearbeitet, den auch einige aus dem neuen Münsteraner Kontext gut kennen. Thomas Schulz erzählte von der guten Neubeckumer Erfahrung, dass der – viel zu früh verstorbene – evangelische Kollege Volker Neugebauer vor der Ev. Christuskirche zur Fronleichnamsprozession einen Altar als Segensstation aufgestellt hatte. Der spontane Applaus der Gemeinde zeigt: Diesen Brauch an der Friedenskirche aufzunehmen wäre ein schönes ökumenisches Zeichen.
Jemand fragte mich heute morgen, ob ich es nicht schade finde, dass ich in meiner neuen Gemeinde gerade nicht groß begrüßt uns eingeführt werden kann. Ja, das ist schade, aber so ein Pfingstgottesdienst tröstet mich darüber hinweg. Und aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben. Ich freue mich jedenfalls auf die ökumenische Zusammenarbeit und viele der heute Mitfeiernden in Zukunft auch ohne Maske in der Friedenskirche begrüßen zu dürfen.
P.S.: Weil das Kennenlernen unter den aktuellen Bedingungen nicht ganz einfach ist, starte ich dieses Blog-Projekt. Zunächst habe ich vor, in den nächsten 100 Tagen jeweils einen Eintrag pro Tag zu veröffentlichen – sozusagen als öffentliches Feldforschungsnotizbuch. Vielleicht entsscheide ich später, darauf ein Jahresprojekt zu machen, das dann auf den Ökumenischen Kirchentag zulaufen würde, der für Mai 2021 geplant ist und hoffentlich auch möglich sein kann.