Südwestlich von der Friedens-Kirchengemeinde liegt auf der anderen des Dortmund-Ems-Kanals der Stadtteil Hiltrup. Zur Ev. Kirchengemeinde Hiltrup gehört auch Amelsbüren, der südlichste der Münsteraner Stadtteile. Das Pfarrteam besteht auch Beate Bentrop und Klaus Maiwald. Mit Klaus Maiwald habe ich mich gestern und zufällig heute nochmal getroffen. Er hat mir ein wenig über die Kirchengemeinde erzählt.
Es gibt in Hiltrup zwei Pfarrbezirke: Der Westbezirk umfasst dabei auch Amelsbüren. Dennoch wird ist die Arbeit in der Gesamtgemeinde eng verzahnt. Von den rund 25.000 Einwohnern in Hiltrup und 5000 Einwohnern in Amelsbüren sind etwa jeweils ein Fünftel evangelisch, so dass die Gemeinde heute insgesamt 6.5000 Gemeindeglieder zählt und geprägt ist durch ein reichhaltiges, lebendiges Gemeindeleben.
Wie im Bereich der Friedenskirche waren die Evangelischen in Hiltrup zunächst von der Münsteraner Gesamtgemeinde versorgt worden. Gerade in Hiltrup war aber Anfang des 20. Jahrhunderts der Anteil der Evangelischen stark gewachsen. So gab es ab 1929 eigene, wenn auch dauernd wechselnde Hilfsprediger für den Gemeindebezirk. Gottesdienste konnten in der Clemensschule stattfinden, aber es wuchs wie in Gremmendorf und Angelmodde zunehmend der Wunsch, eine eigene Kirche im Ort zu haben. In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg bildete sich das kirchliche Vereinswesen stark aus. 1932 wurde an auf Initiative des „Evangelischen Kirchbauvereins Hiltrup“ eine kleine Kirche mit Vereinsraum gebaut. Ab 1940 gab es dann auch eine eigene Pfarrstelle für den Bezirk Hiltrup. Durch Ausgliederung aus der Münsteraner Großgemeinde entstand 1954 zeitgleich mit Wolbeck die eigenständige Ev. Kirchengemeinde Hiltrup.
Die Christuskirche wurde 1970 erbaut. In diesem Jahr wird sie also 50 Jahre alt, was eigentlich auch gebührend hätte gefeiert werden sollen. Leider musste das Gemeindefest in diesem Jahr ausfallen – wie so vieles natürlich bedingt durch Corona. Aber der Kirchengeburtstag soll nachgeholt werden. Die Kirche ist architektonisch als Zeltkirche angelegt, ein Verweis auf die Gemeinde als wanderndes Gottesvolk. Rund 380 Personen finden in dem großen Kirchenraum Platz, der ganz modern mit Leinwänden, Projektoren und LED-Licht ausgestattet ist.
Der Kirchturm vor der Kirche wurde erst 2006 dort errichtet. Interessanterweise ist der neue Turm ein alter Turm: Er stand vorher in Werdohl. Die Kirchengemeinde hatte davon erfahren, dass der Turm verkauft werden sollte und den Turm inklusive Geläut gekauft und nach Hiltrup versetzen lassen. Er ersetzt den alten Glockenstuhl aus Beton, der ebenfalls vor der Christuskirche steht. Weil dieser zu niedrig und die Glocken zu laut waren, hatte schon länger der Wunsch bestanden, das Geläut auszutauschen. Als schließlich statische Bedenken dazu kamen, fasste die Gemeinde den Beschluss, den alten Glockenstuhl durch einen neuen Turm zu ersetzen.
In Amelsbüren ist der Turm der Kreuz-Christi-Kirche dagegen im Februar diesen Jahres abgerissen worden. Aber der Abriss ist gleichzeitig ein kleiner Aufbruch. Die Kirche war 1965 eingeweiht worden. Nun wird das Kirchengebäude umfassend umgebaut. Wie in vielen Gemeinden führt die Unterhaltung mehrerer Gottesdienststätten zu großen finanziellen Belastungen. Spätestens wenn der Sanierungsbedarf unaufschiebbar ist, müssen oft schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden. Der Hiltruper Gemeinde ist es gelungen, die katholische Ordensgemeinschaft der Alexianer mit ins Boot zu holen. Sie haben das Gelände übernommen und werden dort eine Wohnanlage und eine Tagespflege errichten. Das alte Kirchengebäude wird saniert und steht anschließend der Gemeinde wieder für Gottesdienste in Amelsbüren zur Verfügung.
Die Dinge nutzen, so wie sie da sind, und etwas Gutes, wenn nicht sogar das Beste draus zu machen, das scheint mir die sympathisch-pragmatische Grundhaltung in der Nachbargemeinde zu sein. Die Kirchtürme und Glockenstühle sind für mich ein Symbol dafür. Auch der alte Beton-Glockenstuhl wurde weiter verwendet: Mit einem großen Herzen und einem fröhlichen Kinderpaar wurde es bei einem Kinderkirchentag verziert. Eigentlich hätte auch hier in diesem Jahr beim Kinderkirchentag wieder eine Aktion stattfinden sollen, um dem alten Glockenstuhl ein neues Aussehen zu verpassen. Durch Corona muss auch das bis zum nächsten Jahr warten.
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiger Baustein der Gemeindearbeit in Hiltrup. Die Kinderbibelwoche in den Herbstferien ist dabei jedes Jahr ein besonderes Highlight. Pfarrerin Beate Bentrop schreibt dafür jedes Jahr ein kleines Theaterstück, das eine biblische Geschichte auf die Bühne bringt. Ein großes Mitarbeiterteam sorgt Jahr für Jahr dafür, dass viele Kinder eine erlebnisreiche Woche erleben. Neben der Kinderbibelwoche gibt es Kinder- und Jugendgottesdienste, eine Pfadfindergruppe und ein Jugendzentrum, das sich als Teil der Gemeindearbeit versteht.
Das Jugendzentrum ist im Gemeindehaus angesiedelt, das 1982 direkt an die Christus-Kirche angebaut wurde. Hinter dem Gemeindehaus befindet sich auch der Evangelische Kindergarten, der wie der Friedens-Kindergarten zum Kindergartenverbund des Kirchenkreises gehört. Seit 2016 nutzt auch die Diakonie Räumlichkeiten im Gemeindezentrum. So gibt es eine Diakoniestation und es findet regelmäßig ein GemeindeCafé für Menschen mit Demenz statt.
Die Kollegin habe ich jetzt noch nicht kennengelernt. Das werde ich hoffentlich bald nachholen können. Ich kann mir aber gut vorstellen, das die Gemeinde im Süd-osten und Süden Münsters sich gut gegenseitig unterstützen können. Entsprechende Gespräche hat es in Vergangenheit auch schon gegeben. Zwar gehört die Ev. Kirchengemeinde Hiltrup auf Kirchenkreisebene zum Gestaltungsraum Lüdinghausen, aber die räumliche Nähe legt eine enge Kooperation durchaus nahe.