Zu führungsethischen Konsequenzen für die Polizei im Zusammenhang mit Klimaprotesten
Abstract: Klimaproteste sind Ausdruck und Verstärker gesellschaftlicher Konflikte. Das hat berufs- und führungsethische Konsequenzen für die Arbeit der Polizei. Ausgehend von der ethischen Komplexität des Klimawandels und der Klimagerechtigkeitsbewegung wird dargelegt, dass Proteste einerseits die demokratische Teilhabe fördern, andererseits jedoch Rechtsgüter Dritter beeinträchtigen können. Dies führt in ein Spannungsfeld zwischen Versammlungsfreiheit, Gefahrenabwehr und Strafverfolgung, innerhalb dessen die Polizei agieren muss. Im Fokus der Überlegungen steht die Frage, inwiefern eine Polizei, die zur Neutralität verpflichtet ist, jedoch selbst von den Konflikten betroffen ist, überhaupt neutral agieren kann. Anhand von Konzepten wie „Protest Policing“, dem Einsatz von Gewalt, einer vertrauensbasierten Organisation und dem polizeilichen Führungsmodell wird herausgearbeitet, dass eine Ethik der Neutralität neutrales Handeln allenfalls als regulative Idee verstehen kann. Führungsethisch gesehen ergibt sich daraus die Aufgabe, Reflexionsräume für die moralische Urteilskraft, transparente Güterabwägungen, professionelle Deeskalationskommunikation und dialogisch-diskursive Entscheidungsverfahren zu etablieren. Polizeiliches Handeln steht deshalb vor der Herausforderung, eine verantwortungsbewusste Balance herzustellen zwischen dem rechtlichen Auftrag, moralischen Grundsätzen und den Rechten von Betroffenen.
(Entwurf für einen Vortrag im Rahmen der Bewerbung auf die Polizeipfarrstelle vom Januar 2024. Leicht überarbeitet und Literaturverzeichnis für den Blogbeitrag aktualisiert im Dezember 2025.)
„Eine Frage der Neutralität“ weiterlesen