Brockhaus bleibt kreativ an der Oberfläche

Coverbild aus dem Brockhaus-Pressebereich
© brockhaus.de

Nachdem der DUDEN-Verlag eine ganz interessante Reihe zum Kreativen Schreiben heraus gebracht hat, legt nun der BROCKHAUS-Verlag eine kompakte Übersicht über das Kreative Schreiben vor. Von anderen Schreibbüchern hebt sich der Band durch sein Format und seine Aufmachung deutlich ab. Das Buch streift sämtliche Themen des doch sehr weiten Feldes des Kreativen Schreibens, was allerdings zu lasten der Darstellungstiefe geht.

Während sich die kleinen Bücher aus dem DUDEN-Verlag jeweils einem Sonderthema des Schreibens widmen (Notizbuch, Tagebuch, Reisebuch, Schreiben im Netz, Spannungsliteratur und zuletzt Autobiografie), nimmt das BROCKHAUS-Buch im Groß-Oktav-Format auf jeweils rund 20 Seiten einen Komplex wie Genre, Lyrik und Nonfiction, Erzählung, Plot- und Figurenentwicklung als Ganzes in den Blick. Da bleiben zum Beispiel im Bereich Genre nicht mehr als zwei Seiten übrig für Kriminal-, Liebes- und historische Romane. Science-Fiction-, Abenteuer-, Horror-Roman müssen sich sogar mit nur einer Seite begnügen. Natürlich ist das sehr übersichtlich, aber deutlich weniger informativ als ein Wikipedia-Artikel zum entsprechenden Thema.

Auch die Vorstellung von Schreibmethoden ist sehr dürftig. So wird beispielsweise zwar das Clustering erwähnt und die Methode auf gut anderthalb Seiten knapp beschrieben, aber es wird weder erwähnt, von wem die Methode stammt, noch dass es ein wirklich hervorragendes Schreiblernbuch von Gabriele L. Rico dazu gibt. Dass die eigentlich Pointe der Methode, das Schaffen von Verknüpfungen über das sog. Versuchsnetz, nicht erwähnt wird, mag angesichts der Knappheit der Darstellung noch nachvollziehbar sein, aber dass es weder einen Hinweis auf weiterführende Literatur noch überhaupt eine Erwähnung in einem Literaturverzeichnis gibt, ist eigentlich mehr als sträflich. Ähnliches gilt für die Ausführungen zum Sudelbuch, zum Brainstorming und zum Zettelkasten. Das Mindmapping wird zwar in einer Übung angewandt, aber nicht methodisch eingeführt – entsprechend fehlt das Stichwort auch im Register.

Geschrieben haben das Buch Anni Bürki, Gitta Edelmann, Iris Leister und Anette Schwohl, allesamt Autorinnen beziehungsweise Dozentinnen für Kreatives Schreiben. Sie greifen auf bekannte Muster und Übungen zurück, ohne die Referenzen (bis auf wenige Beispiele) und weiterführende Literatur anzugeben. Aufgemacht ist das Buch wie ein Schul- oder Arbeitsbuch. Es gibt viele praktische, gut erklärte Schreibaufgaben, die zum Teil im Buch selbst eingetragen werden können. Diese Übungen gehören zu den Stärken des Buches und weisen darauf hin, dass die Autorinnen praktische Erfahrungen in der Anleitung von Schreibwilligen haben.

Fazit: Obwohl BROCKHAUS Kreatives Schreiben zunächst einmal durch seinen klaren Aufbau, seine Übersichtlichkeit und großzügiges Layout anspricht, enttäuscht das Buch im Blick auf die Details. Als Einführung taugt es nur begrenzt, weil die Autorinnen auf Hinweise zu vertiefender Literatur verzichten. Als Nachschlagewerk bleibt es zu oberflächlich: Register und Glossar sind unvollständig, Literaturangaben sind mangelhaft. Allenfalls als Schnupperkurs für absolute Neulinge oder als Übungsbuch ergänzend zu einer fundierteren Einführung ins Kreative Schreiben mag der BROCKHAUS-Band durchgehen. Wirklich empfehlen kann ich das Buch aber nicht.

BROCKHAUS Kreatives Schreiben. Vom leeren Blatt zum fertigen Text, F.A.Brockhaus/wissenmedia, Gütersloh/München 2013.
ISBN 978-3-577-00303-2 | 14,95 € | 240 S.