„Der Hauptfehler des Menschen bleibt, dass er so viele kleine hat“, heißt es in Jean Pauls Siebenkäs. Oder: „So viele kleine macht“. Eigentlich sollte dieser Beitrag nur eine kurze Werbung in eigener Sache werden. Daraus wird jetzt nichts – oder am Ende vielleicht doch? Es geht um ein schmales Bändchen mit dem Titel „Kleines Beckumer Stundenbuch“, das ich Anfang Dezember veröffentlicht habe. Es enthält eine Sammlung eigener Gebetstexte, Psalmübertragungen und Segensworte – nebst einer feinen Sammlung übersehener Rechtschreibfehler. So wird aus der geplanten Werbung eine kleine Reflexion auf die Tücken des Selbstverlags und die Betriebsblindheit.
Aber von Anfang an. Im September haben wir in unserer Kirchengemeinde unser Gemeindefest gefeiert. Es sollte zugleich der Auftakt sein zur Außenrenovierung unserer kleinen Beckumer Christus-Kirche. In dem Gottesdienst unter dem Motto „Du hast Talent“ haben wir dazu keine Kollekte eingesammelt, sondern im Gegenteil an Gottesdienstbesucher 50 mal 50 Euro-Scheine ausgegeben. Ohne Kontrolle, ohne Bedingungen, aber mit dem Vertrauen, dass die Menschen, die Geld mitnehmen, es Ende März 2015 zu einem Gottesdienst zurückbringen. In der Zwischenzeit sollen die Gottesdienstbesucher wie im Gleichnis mit den anvertrauten Talenten versuchen, aus den 50€ irgendwie mehr zu machen. Wir sind gespannt, ob das klappt. (Ein Ehepaar hat übrigens die 2500€ für diese Aktion gespendet, so dass ein Verlust nicht zu Lasten anderer Spenden oder des Gemeindehaushaltes gehen wird.)
Meine Idee war: Ich gebe ein kleines Büchlein mit Psalmübertragungen über Book on Demand (BoD) heraus, wie schon meine Dissertation. Texte habe ich im Laufe der Jahre genug geschrieben, um eine Auswahl zusammenstellen zu können. Und ein Buch bei BoD kostet gerade mal 19€. Eine kleine Auflage kann ich direkt verkaufen und bei ca. 3€ Produktionskosten und 8€ Verkaufspreis pro Buch 5€ für die Renovierung einnehmen. Zudem ist das Buch über den Buchhandel erhältlich. Es bringt dann zwar etwas weniger Ertrag, hat aber einen breiteren Einzugsbereich. Heraus kam ein kleines Buch von 74 Seiten mit Gebeten, Psalmen und Segenstexten. Aus den 50€ habe ich so mittlerweile – nach Abzug der Herstellungskosten – rund 350€ für den Umbau erwirtschaftet. Soweit so gut.
Jetzt läuft der Endspurt. Am 28. März werden wir im Gottesdienst sehen, was die Aktion insgesamt für die Renovierung bringt. Dieser Blog-Artikel sollte ursprünglich nur nochmal dafür werben und dazu einen meiner Lieblingstexte als Appetizer voranstellen, eine Übertragung von Psalm 36. Doch als ich ihn kopierte, stellte ich zwei peinliche Rechtschreibfehler fest. Meine Güte, wie kann das sein? Einige der Texte sind schon ein paar Jahre alt. Ich habe sie immer wieder mal verwendet, überarbeitet und Fehler korrigiert. Für die Ausgabe nun habe ich ein Layout erstellt, noch einmal alle Texte redigiert und korrigiert. Zwei Wochen lang liegen gelassen. Aufmerksam erneut gelesen. Und guten Gewissens in Druck gegeben. Aber als ich das Buch das erste Mal aufschlug, prangte mir gleich der erste Fehler entgegen. Sieben Fehler habe ich bislang entdeckt. Es werden wahrscheinlich noch ein paar mehr zu finden sein.
Sibylle Berg sagt gerade im ZEIT-Interview: „Ich kann alles, außer Rechtschreibung.“ So schlimm ist es eigentlich gar nicht. Aber es ist ein Fehler, einen Text, der im Druck erscheinen soll, nicht noch einmal von jemandem Gegenlesen zu lassen. Ein Blog-Artikel ist schnell korrigiert. Bei einem Druckwerk stört mich jeder einzelne Fehler ungemein. Es muss ja nicht gleich eine professionelle Korrektur mit Lektorat sein, wie es BoD anbietet. Beides zusammen kostet immerhin rund 10€ pro Seite, das ist mehr, als ich einzunehmen erhoffte. Aber es ist eben so: Betriebsblindheit ist schwer heilbar und vergeht auf jeden Fall nicht innerhalb von zwei Wochen.
Wer jetzt trotzdem noch das Buch bestellen will, ist herzlich dazu eingeladen.
Psalm 36
Der sich seiner selbst sicher ist, sagt:
Furcht vor Gott kenne ich nicht.
Er gefällt sich als böser Bube.
Stolz ist er, sein Gewissen los zu sein.
Ohne rot zu werden, lügt und betrügt er
und sucht nur seinen Vorteil.
Geht es um den Sieg,
dann kennt er keine Freunde.
Doch du, mein Gott, bist gütig bis zum Himmel,
soweit die Wolken ziehen, reicht deine Treue.
Deine Gerechtigkeit ragt auf wie ein Gebirge.
Einer Flutwelle gleicht dein Gericht.
Du eilst selbst zur Hilfe.
Tier und Mensch finden bei dir Schutz.
Du gibst reichlich.
Aus dir schöpfen wir Leben.
Bewahre mich davor,
meiner selbst zu sicher zu sein.
Lieber will ich zweifeln und fragen,
als alle Skrupel zu verlieren
und selbstgefällig zu werden
– und am Ende zu fallen,
und keiner hilft mir auf.
Karsten Dittmann: Kleines Beckumer Stundenbuch. Gebete, Psalmen, Segensworte. Norderstedt: Books on Demand, 2014.
ISBN 978-3-7347-3367-3 | 8,– €