In diesem Jahr bin ich nicht häufig dazu gekommen, etwas für diesen Blog zu schreiben. Aber im Lauf des Jahres ist zumindest eine neue Liedübertrag entstanden, dieses Mal zu dem englischen Weihnachtslied „In the bleak midwinter“. Der Originaltext stammt von Christina Rossetti (1830-1894) aus dem Jahr 1872.
In the bleak midwinter
Frosty wind made moan;
Earth stood hard as iron,
Water like a stone;
Snow had fallen, snow on snow,
Snow on snow,
In the bleak mid-winter
Long ago.
Our God, heaven cannot hold Him
Nor earth sustain,
Heaven and earth shall flee away
When He comes to reign:
In the bleak mid-winter
A stable-place sufficed
The Lord God Almighty —
Jesus Christ.
Enough for Him, whom Cherubim
Worship night and day,
A breastful of milk
And a mangerful of hay;
Enough for Him, whom Angels
Fall down before,
The ox and ass and camel
Which adore.
Angels and Archangels
May have gathered there,
Cherubim and seraphim
Thronged the air;
But only His Mother
In her maiden bliss
Worshipped the Beloved
With a kiss.
What can I give Him,
Poor as I am? —
If I were a Shepherd
I would bring a lamb;
If I were a Wise Man
I would do my part, —
Yet what I can I give Him, —
Give my heart.
Mein Versuch einer Übertragung bleibt inhaltlich recht nah am Original. Formal löse ich mich allerdings etwas, denn der Text von Christina Rosetti weist ein recht unregelmäßiges Versmaß auf, was sich auf die Singbarkeit des Textes auswirkt – verschiedene Komponisten sind unterschiedlich damit umgegangen.
In der Wintermitte
friert im Wind die Welt:
Wasser, hart wie Felsen,
ehern liegt das Feld.
Schnee bedeckt das Erdreich
wie ein bleiches Kleid,
in der Wintermitte,
vor der Zeit.
Über uns der Himmel
fasst den Höchsten nicht.
Unter uns die Erde
trägt nicht sein Gewicht.
In der Wintermitte
Gott ganz klein beginnt
diese Welt zu retten
als ein Kind.
Dem die Engelscharen
singen Tag und Nacht,
reichen Heu und Scheune
statt der Himmelspracht.
Dem die Engel dienen
reicht ein schlichter Klang:
Ochs und Esel klingen
wie Gesang.
Füllen Cherubim auch
diesen schlichten Raum,
drängen Seraphim sich
auch am Himmelssaum,
gibt ihm nur Maria,
was ihn freuen muss,
als Gebet und Lobpreis
einen Kuss.
Was kann ich ihm geben?
Ich bin arm und klamm.
Wäre ich ein Hirte,
Brächte ich ein Lamm.
Wäre ich ein Weiser,
brächt ich goldnes Erz.
Ich geb‘, was ich kann: Ich
geb‘ mein Herz.
Es gibt eine ganze Reihe von Vertonungen. Die bekanntesten sind die eingangs verwendete Version von Gustav Holst (aus dem Jahr 1906) und die Komposition von Harold Darke (aus dem Jahr 1909). Holsts Melodie ist für den Gemeindegesang einfacher, Darkes Komposition wird v.a. für den Vortrag genutzt, zum Beispiel bei der Nine Lessons and Carols. Ich persönlich finde sie schöner – sehr gut gefällt mir die folgende Interpretation von Jacob Collier:
In den Originalversionen sind die Melodien in den verschiedenen Strophen leicht unterschiedlich, um dem unregelmäßigen Versmaß der Textgrundlage gerecht zu werden. Holst fügt dazu Noten ein oder ändert leicht den Text, während Darke eine durchkomponierte Fassung macht.
Ich habe in meiner Übertragung das Versmaß streng beachtet und die beiden Melodien im Blick darauf vereinheitlicht. Die Version von Gustav Holst war eingangs zu finden. Hier die Melodie nach Harold Darke. So lässt sich das Lied evtl. auch in der Gemeinde singen.
Wer das Lied verwenden möchte, kann dies gerne tun. Ich
veröffentliche es unter einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC-ND 3.0
DE) .
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.
PS: Hier noch eine eigene, amateurhafte Einspielung als Weihnachtsgruß 2020: