„Erzähl uns deine Geschichte!“ – Diese einfache Aufforderung bringt Bobette Busters Storytelling-Ansatz auf den Punkt. Buster ist davon überzeugt, dass jede und jeder eine Geschichte zu erzählen hat. Das Problem ist nur, dass diese Geschichte oft überlagert ist von der Angst, zu viel von sich preiszugeben, seine Wunden zu zeigen oder zu meinen, dass man nichts interessantes zu erzählen hat. Deshalb wird die Geschichte dann künstlich aufbauscht mit Fakten und Details, die keinen interessieren. Die „Story hinter der Story“ (S. 65 ff) freizulegen, und die eigene Geschichte so zu erzählen, dass die Welt zuhört – darum geht es in „Story“.
Leider ist der deutsche Untertitel von „Story“ irreführend: Es geht nur bedingt darum „wie man eine Geschichte richtig erzählt“, denn es klingt nach den üblichen Schreibratgebern. Ums Schreiben geht es aber gar nicht, sondern eher ums mündliche Erzählen. Es geht auch nicht um das Erzählen erfundener Geschichten, sondern um die eigene Lebens- oder auch Unternehmensgeschichte.
Bobette Buster orientiert sich in ihrem Buch an den zehn Grundsätzen, die sie für das Storytelling zusammengetragen hat:
- Erzähl deine Geschichte, als würdest du sie einem Freund erzählen.
- Mach Ort, Zeit und Kontext sichtbar.
- Benutze prägnante Verben.
- Erzeuge Spannung aus Gegensätzen.
- Hebe ein „schimmerndes Detail“ hervor.
- Erzähle von dem Anfang, der dich für deine Sache begeisterte.
- Zeige deine Verletzlichkeit.
- Sprich jenen der fünf Sinne an, der deine Botschaft am besten vertritt.
- Bring dich selbst ein.
- Lass deine Geschichte frei laufen.
Das Buch ist selbst eine kleine Sammlung von beispielhaften Lebensgeschichten. Zu jedem Punkt werden eine oder mehrere wahre Geschichten erzählt und anhand dieser Erzählungen die Grundsätze erläutert. Für deutsche Leser sind die Beispielgeschichten vielleicht ein bisschen zu amerikanisch, zu erfolgsorientiert und es ist die Frage, ob das unkritische Einordnen der eigenen Lebensgeschichte in die hollywoodesken Plot-Strukturen tatsächlich so erstrebenswert ist, aber ein paar Punkte sind dennoch anregend. Dazu gehört für mich das „schimmernde Detail“, eine Alltäglichkeit, in der sich im Kleinen die ganze Geschichte zeigt.
„Story“ erscheint in der Reihe von Do-Books, die wiederum auf die Do-Lectures zurückgehen. Die Do-Lectures sind wie eine kleine Schwester der großen TED-Talks. Bobette Buster ist bei beiden Formaten bereits aufgetreten. In deutscher Übersetzung sind einige Do-Books bei Hoffmann & Campe verlegt. Ein weiteres Buch von Bobette Buster in der englischen Reihe, „Do Listen – Understand what’s really being said„, nimmt einen Aspekt von „Story“ stärker in den Focus: Das Zuhören. Das ist ein zweiter, wichtiger Aspekt von „Story“.
Das nur 120 Seiten starke Buch liest sich schnell und locker weg und ist mit 12€ nicht zu kostspielig. Gerade im Blick auf das mündliche Erzählen kann Busters „Story“ auch für die Predigt gute Anregungen geben. Das Ziel ist jedenfalls in manchen Punkten gleich: „Deinem Publikum die Augen zu öffnen, den Blick zu weiten und es – im besten Fall – dazu zu bewegen, selbst zu handeln. Zu diesen Handlungen zu animieren, die die Welt zu einem besseren Ort machen. Mehr kann man sich nicht wünschen.“ (S. 34)
Buster, Bobette: Story. Wie man eine Geschichte richtig erzählt, Hamburg: Hoffmann und Campe 2018. ISBN 9783455004267 . 12 €