Getauft werden heißt, eingewoben werden ins Gewebe der Gemeinde – diese Assoziation hatte ich, als ich das erste Mal die Wandbehänge im Gemeindesaal gesehen habe. In der Friedenskirchengemeinde wird bei jeder Taufe ein Taufband mit Name, Geburts- und Taufdatum gestaltet. Anschließend werden die Bändern zu einer Erinnerungsstruktur verbunden. Viola Munde hat in den vergangenen Jahren mehrere solcher auf Rollen angebrachten Taufbehänge gestaltet. Im hinteren Bereich der Friedenskirche hängen die aktuellen Taufbänder der zuletzt Getauften aus.
Heute habe ich ein erstes Taufgespräch geführt – natürlich unten Coronabedingungen, wie könnte es anders sein. Statt die Taufeltern zuhause zu besuchen haben wir uns im Gemeindesaal getroffen und das Gespräch mit dem nötigen Abstand geführt. Wichtiger Bestandteil des Gesprächs war dabei leider auch, wie die Taufe überhaupt durchgeführt werden kann. Im Internet kursieren ja Bilder von Priestern mit Wasserpistole, aber ich vermute, es handelt sich dabei eher um einen Scherz. Durchaus erstgemeint sind aber die aktuellen Richtlinien unserer Landeskirche. Sie verweist auf Regelungen bei Friseuren und schlägt als Maßgaben vor:
– Die Tauffamilie erklärt sich vorher, zum Beispiel im Taufgespräch, mit der temporären Unterschreitung des Mindestabstands bei der Taufe einverstanden.
– Tauffamilie und Pfarrerin/Pfarrer tragen Mundschutz, wenn der Mindestabstand bei einer Taufe unterschritten wird.
– Die Tauffamilie bringt ein eigenes Hand- bzw. Trockentuch mit.
– Die Pfarrer/die Pfarrerin desinfiziert sich vor der Taufhandlung für alle sichtbar die Hände.
– Das Taufvotum (Segen) erfolgt von Seiten der Pfarrerin / des Pfarrers kontaktlos, also ohne Handauflegung.
Corona-Update der Landeskirche vom 9. Juni
Meine erste Taufe in der Friedenskirche wird also ganz anders sein, als bisherige Taufen, und das nicht, weil es theologische Gründe oder regionale Gepflogenheiten gibt, sondern weil es im Moment eben nicht anders geht. Keine Lieder, keine Sonntagsgemeinde, keine Nähe. Da werden die Taufbänder als Symbol des Eingewobenseins in das Gewebe der Gemeinde umso wichtiger, um sichtbar zu machen, was in der Taufe geschieht. Ich bin gespannt, wann Taufen unter „normalen“ Bedingungen wieder möglich sind. Sind in vier Wochen vielleicht alle Absprachen schon wieder Makulatur?