Als vor gut zwei Monaten zum ersten Mal im Kreiskirchenamt war, hatte ich einen schönen Tag erwischt und von der Dienstfahrt als kleinem Urlaub geschwärmt. Heute hatte ich ein Gespräch mit dem neuen Superintendenten Holger Erdmann. Das Gespräch war sehr gut, aber das Radfahren deutlich anstrengender. Die Hinfahrt war drückend schwül und warm, bei der Rückfahrt gab es einen so kräftigen Schauer, wie ich Ihn lange nicht mehr beim Radfahren hatte: Ich war bis auf die Haut durchnässt und den Schuhen stand das Wasser. Eigentlich wollte ich nach dem Gespräch ein paar Fotos machen, aber das hat der Regen verhindert. Darum gibt’s nur ein paar trockene Infos zum Kirchenkreis.
Ein Kirchenkreis ist ein Verbund von Kirchengemeinden und etwas typisch evangelisches. Die katholische Kirche ist anders organisiert. Wollte man ein katholisches Pendant finden, entspräche ein Kirchenkreis wohl einem Zwischending zwischen einer Diözese oder einem Dekanat. Weil Kirchenkreise typisch evangelisch sind, ist die Bezeichung „Evangelischer Kirchenkreis“ eigentlich ein Pleonasmus wie „jüdische Synagoge“. Da das Wissen über solche Zusammenhänge aber heute nicht mehr vorausgesetzt werden kann, sind zahlreiche Kirchenkreise dazu übergegangen, das Wort „evangelisch“ in ihre Selbstbezeichung aufzunehmen. 2003 wurde daher aus dem 1953 gegründeten „Kirchenkreis Münster“ der „Evangelische Kirchenkreis Münster“.
Zum Kirchenkreis Münster gehören 24 Kirchengemeinden. Er gliedert sich noch einmal in die drei Regionen Münster, Lüdinghausen und Warendorf. Über 100.000 Gemeindeglieder gehören dazu. Die Friedens-Kirchengemeinde gehört zur Region Münster und bildet zusammen mit Wolbeck eine von zehn Synodalbereichen. Kommunal gehören die Gemeinden im Kirchenkreis zu drei verschiedenen Landkreisen. Das stellt den Kirchenkreis vor Herausforderungen, aber auch die Gemeinden, denn z.B. Albersloh gehört zwar zur Kirchengemeinde Wolbeck und damit zum Kirchenkreis Münster, kommunal aber zum Kreis Warendorf.
Münster bildet zweifellos das Zentrum. Allerdings hat sich im Laufe der Zeit einiges verändert. Einer der Vorgänger von Holger Erdmann im Amt des Superintendenten, Dieter Beese, hat vor 15 Jahren das Buch „Protestantisch in Münster“ veröffentlicht. Darin beschreibt er eine Entwicklung, die mir gut aus dem Kirchenkreis Gütersloh bekannt ist: Waren früher einmal die großen Städte die finanziell starken und einflussreichen Kräfte, sind es nun verstärkt die Landgemeinden. Denn in den Städten verlieren die Gemeinden stärker an Mitgliedern als in den Landgemeinden. Waren früher die Landgemeinden auf Unterstützung aus der Stadt angewiesen, ist es nun umgekehrt. Entsprechend selbstbewusst treten die Landgemeinden mittlerweile und zu Recht in den Synoden auf.
Für Holger Erdmann als neuem Superintendenten ist es wichtig, den Kirchenkreis als Solidargemeinschaft zu verstehen. Auf meine heutige Raderfahrung bezogen: Niemand soll im Regen stehen bleiben. Auf der nächsten Synode sollen entsprechende Vorschläge vorgestellt werden, wie eine gestärkte Solidarität zwischen den Gemeinden aussehen kann. Genaues ist noch nicht bekannt, aber da es in vielen Gemeinden, nicht nur in der Friedens-Kirchengemeinde, aus unterschiedlichen Gründen finanziell enger wird, dürfte kein Weg daran vorbeiführen, Kräfte stärker zu bündeln. Dabei wird es wenig Sinn machen, einfach die schwachen Gemeinden zu bündeln. Da jede Gemeinde Stärken und Schwächen hat, wird es sicher so aussehen, dass die Stärken in der einen Gemeinde, die Schwächen einer anderen ausgleichen und umgekehrt, auch wenn sie nicht benachbart sind.
Beitragsbild von Mabel Amber auf Pixabay.