Es gibt viele Möglichkeiten, eine Gemeinde wie die Friedenskirche zu beschreiben. Dieser Blog ist ja eigentlich nichts anderes als der breit angelegte Versuch, die Vielfalt meiner Wahrnehmungen in den ersten 100 Tagen zu beschreiben: Wovon nehme ich Tag für Tag Notiz? Eine klassische Darstellungsart ist die Gemeinde als ein System zu beschreiben. Damit habe ich mich heute befasst. Ich bin gerade auf einer Fortbildung zum „Gottesdienst-Coach“ und „Gottesdienst-Berater“. Das ist eine längere Fortbildung, die aus mehreren Modulen besteht. In dieser Woche geht es darum, den Gottesdienst als System zu verstehen. Heute haben wir uns, gewissermaßen zur Vorbereitung, mit der Gemeinde als System befasst. Eine Aufgabe war dabei, die eigene Gemeinde entsprechend zu beschreiben.
„System“ ist natürlich ein schillernder Begriff. Von seiner Grundbedeutung ist ein System etwas Zusammengefügtes. Verschiedene Einzelteile sind so miteinander verbunden, dass sie ein komplexes Ganzes bilden. Soziologische Systemtheorie versuchen beispielsweise zu beschreiben, wie die vielen Einzelteile einer Gesellschaft zusammenhängen und aufeinander einwirken und so ein komplexes Ganzes bilden. In den Einheiten heute ging es mehr um den Systembegriff, wie er in Therapie- und Beratungskontexten verwendet wird. Auch eine Familie lässt sich als Zusammenhang von Einheiten beschreiben, die miteinander vernetzt sind und aufeinander einwirken. In einer Familientherapie geht es dann beispielsweise darum, herauszufinden, wo die im Zusammenspiel begründeten Probleme liegen.
Eine Kirchengemeinde lässt sich ebenso beschreiben. Da gibt es Gremien wie das Presbyterium oder einen Finanzausschuss (bzw. in der Friedens-Kirchengemeinde eine Finanz AG), es gibt kirchenmusikalische Gruppen wie den Posaunenchor und den Kirchenchor, es gibt Gemeindegruppen und externe Gruppen, die das Gemeindehaus nutzen, es gibt das Gemeindebüro und einen Kindergarten. Jedes einzelne Element kann wieder aus einem Zusammenhang von Einzelteilen bestehen. Das Presbyterium z.B. aus Vorsitzender und Stellvertretender Vorsitzender, Pfarrer und Presbyteriumsmitglieder. Jedes Mitglieder hat eine Funktion im System, z,B. Finanz- oder Baukirchmeister. Eine spannende Frage ist dabei, was mit dem System passiert, wenn sich an einer Stelle etwas verändert, zum Beispiel ein neuer Pastor auftaucht. Das bringt notwendig einiges Durcheinander, weil die eingespielten Zusammenhänge so nicht mehr funktionieren.
Eine Aufgabe war heute, meine systemische Sicht auf die Gemeinde zu illustrieren. Wie macht man das? In den vergangenen Wochen habe ich mir ja viele Bereiche und Einzelteile im System „Friedens-Kirchengemeinde“ angesehen. Aber ich bin noch zu neu, um das wirklich angemessen zu analysieren. Insofern ist meine Systemskizze ein erster vorläufiger Versuch, einzelne Elemente zu benennen und mir Zusammenhänge klar zu machen. Ich bin nicht nur mit meinen Blog-Artikeln dabei, mir dies sowieso zu erschließen. Am Ende der 100 Tag soll ein 100-Tage-Bericht für das Presbyterium entstehen. Die Übung heute war ein interessanter Schritt, darüber nachzudenken, wie man die Zusammenhänge eigentlich anschaulich darstellen kann. Morgen wird es um das System „Gottesdienst“ gehen. Damit kommen wir zum Kernbereich dieser Fortbildung und wer weiß, was ich an unserem Gottesdienst in der Friedenskirche dabei entdecken werde.