In der Tat spricht der Wilhelm Ruprecht Frieling in seinem schmalen Buch (162 S.) „über die Kunst des Schreibens“ – ohne aber wirklich in diese Kunst einzuführen. Es ist dem Autor zuzugestehen, dass es ihm erklärtermaßen nicht um Schreibtechnik geht. Ihm geht es um „Wege, wie man als Autor bewußt zu sich selbst findet“, womit Frieling „wesentliche Grundlagen für die Aneignung der Kunst des Schreibens“ (S. 128) angesprochen zu haben glaubt. Als selbst diesen Anspruch holt das Buch nicht ein.
In vier Hauptkapiteln (Jeder kann schreiben; An der inneren Mauer; Kraftquell Unterbewußtsein; Die Begegnung mit dem Leser) sowie einem kurzen Anhang, der aber vor allem Eigenwerbung des Autors und Verlegers enthält findet der interessierte Leser nur wenig konkrete Schreibhinweise und -reflexionen. Frieling belässt es dabei, neben verschiedenen Allgemeinplätzen über das Schreiben eine Vielzahl von Zitaten zusammen zu stellen und zu kommentieren. So überrascht es nicht, dass die Kernthese des Buches selbst ein Allgemeinplatz ist: „Jeder, der Autor werden möchte, hat die Chance, dies zu tun.“ (S. 30)
Nun könnte man diese These einfach als richtig stehen lassen – würde sie in Frielings Buch nicht eine doppelte Funktion haben. Denn Frieling schreibt nicht nur als Autor, der anderen Autoren helfen will, selbst ins Schreiben zu kommen. Er ist zugleich Gründer des Privatverlags Frieling – auf der Suche nach Autoren, die bereit sind, für die Veröffentlichung ihres Werkes zu zahlen. Dadurch erhalten die dürftigen Bemerkungen über das Schreiben einen unangenehmen Beigeschmack.
Das unterstreicht erst recht der Schluss des Buches. Dort findet sich nämlich das Verlagssignet des Frielingverlages, dem der Absatz vorausgeht: „Jeder Autor braucht einen Verleger. […] Das Buch […] ist seit Jahrhunderten das Gefäß des Schriftstellers. Darum sollte kein Preis zu hoch sein, das Ziel zu erreichen: das eigene Buch.“ Wollen wir wenigstens hoffen, dass die Preise des Verlags angemessen sind.
Fazit
Frielings „Über die Kunst des Schreibens“ kann für gänzlich unbeleckte Neu-Autoren ein Einstieg in die Materie sein, wenn man nicht allzu hohe Erwartungen an das Buch stellt (wie sie der Klappentext wecken kann). Der Preis von 10 € (20 DM) wäre für das Buch selbst angemessen – wenn es sich nicht um eine als Ratgeber getarnte Verlagswerbung handelte.
Frieling, Wilhelm Ruprecht: Über die Kunst des Schreibens. Wie Autoren unbewußte Kräfte besser nutzen, Berlin 1994. ISBN 3-890-09700-6 | 10€ / 162 Seiten