Antependien tragen im Kirchraum wesentlich zur gottesdienstlichen Atmosphäre bei. „Antependium“ heißt eigentlich nichts weiter als „Vorhang“. Antependien gehören zu den Paramenten, das heißt aufwendig bereiteteTextitilien, die in unterschiedlicher Form im Gottesdienst Verwendung finden. Oft sind die Paramente in den Farben des Kirchenjahres gestaltet. In katholischen Kirchen sind dies vor allem die priesterlichen Obergewänder. In evangelischen Gemeinden, wo die Pfarrerinnen und Pfarrer einen schwarzen Talar tragen, finden sich die Farben des Kirchenjahres dafür in den Antependien wieder, den Vorhängen an Kanzel und Altar, die man wiederum in katholischen Kirchen seltener findet. In der Friedenskirche gibt es vier Antependien mit einer besonderen Geschichte.
Oft werden Antependien bei einem Händler für Kirchenbedarf gekauft. Zwar gibt es Paramentwebereien, die individuell angefertigte Stücke herstellen, aber das ist ausserordentlich kostspielig. In den meisten Fällen handelt es sich um gewebte Textilien. Händler für Kirchenbedarf liefern Textilien gewissermaßen von der Stange. Es gibt zwar eine reichhaltige Auswahl, aber oft findet man in evangelischen Kirchen die gleichen oder sehr ähnliche Arbeiten. In letzter Zeit gibt es auch bedruckte Stoffe, die mehr Handlungsspielräume für Farben und Gestaltung geben.
Die Antependien in der Friedenskirche sind einmalig. Es handelt sich um genähte Antependien, nicht gewebt oder bedruckt. Die Gestaltung folgt Entwürfen des Münsteraner Künstlers Rudolf Breilmann. Er hat vier Entwürfe für Friedenskirche geschaffen, in den Hauptfarben des Kirchenjahres: violett, weiß, rot und grün.
Die violetten Antependien werden verwendet in den beiden kirchlichen Bußzeiten, der Adventszeit und der Passionszeit, sowie am Buß- und Bettag. Weiße Antependien hängen am Altar zur den Christusfesten Weihnachten und Ostern sowie an den Sonntagen nach Epiphanias und nach Ostern. Rot steht für den Heiligen Geist und wird zu den Kirchenfesten wie Pfingsten, bei der Konfirmation und am Reformationstag verwendet. Am häufigsten findet man das grüne Parament für alle Sonntag, an denen nichts besonderes gefeiert wird. Genauere Angaben findet man auf der Internetseite kirchenjahr-evangelisch.de.
Der Künstler Rudolf Breilmann stammt aus Münster, wo er 1929 geboren wurde. Bekannt ist er vor allem für seine bildhauerischen Arbeiten. Zahlreiche Bronzearbeiten von Breilmann sind in Münster im öffentlichen Raum zu sehen. Henning Stoffers hat auf seiner Internetseite „Münster in alten Bildern und Dokumenten“ unter dem Titel „Münsters Nikolaus – Auf Breilmanns Spuren“ einen sehr lesenswerten Rückblick auf das Leben von Rudolf Breilmann veröffentlicht, den er persönlich gekannt hat. Der Artikel beschreibt einen Rundgang zu den verschiedenen Skulpturen Breilmanns in Münster.
Breilmann hatte Steinmetz gelernt und anschließend Architektur und Kunst studiert. Sein Lebensmittelpunkt war ab 1970 Roxel. Neben plastischen Arbeiten hat Rudolf Breilmann auch zahlreiche grafische Werke geschaffen. Die Entwürfe für die Friedenskirche gehören dazu. Der christliche Glaube war ein wichtiges Element in Breilmanns Kunst. Geprägt war er dabei u.a. durch das Bewusstsein, durch Kardinal von Galen in St. Lamberti getauft worden zu sein. Von dem bedeutenden Kardinal hat Rudolf Breilmann später ein Denkmal gestalten dürfen.
Realisiert wurden die Entwürfe durch ein Team von Ehrenamtlichen, die die Entwürfe Breilmanns in Stoff umgesetzt haben. Es ist in der Kunst ein üblicher Vorgang, dass künsterlerische Entwürfe nicht vom Künstler selbst ausgeführt werden, sondern z.B. von Spezialisten. Man denke dabei etwa an Kirchenfenster und Drucke. Auch die Bronzeausführungen von Skulpturen werden in der Regel durch Gießereien vorgenommen. Anschließend zeichnet der Künstler das Endergebnis, und authorisiert es damit als Original. Das ist bei den Antependien in der Friedenskirche nicht geschehen, so dass die Arbeiten zwar Entwürfe von Ruldolf Breilmann umsetzten, aber im Unterschied zu den Entwürfen nicht als Originale gelten. Rudolf Breilmann ist 2018 in Münster gestorben. 2013 hat er dem Museum Religio in Telgte rund 1700 Arbeiten geschenkt. Die Paramententwürfe aus der Friedenskirche sollen demnächst der Breilsammlung in Telgte zur Verfügung gestellt werden.