Heute tagte die Kreissynode in der Mensa am Ring. Meine erste Kreissynode in Münster – und einige fragten, wie es war. Wenn ich den Corona-Faktor rausrechne, war es aber nicht großartig anders, als die Synoden in den Kirchenkreisen Soest und Gütersloh. Vielleicht ein bisschen harmonischer als die letzten Synoden, die ich erlebt habe, aber das könnte daran liegen, dass es keine wirklichen Streitpunkte gab. In den meisten Punkten war man sich einig – und die überwiegende Zeit wurde mit Wählen zugebracht.
Eine Synode – das sollte ich vielleicht kurz erklären, weil das selbst kirchennahe Menschen nicht immer ganz genau wissen – ist ein Leitungsorgan und fungiert als eine Art Kirchenparlament. Darin sind Pfarrerinnen und Pfarrer automatisch Mitglieder, aber gleichberechtigt gibt es die gewählten Presbyterinnen und Presbyter sowie Synodale, die nicht Theologinnen und Theologen sind. Mit dem Begriff „Kirchenparlament“ deutet sich die Idee an, dass die evangelische Kirche von unten nach oben geleitet wird.
Die Idee des Aufbaus von unten nach oben stimmt allerdings nicht hunderprozentig; im Prinzip gibt es zwei Richtungen. Es gibt in der Ev. Kirche von Westfalen eine Struktur von oben: Vom Landeskirchenamt über das Kreiskirchenamt zu den Gemeinden. Und umgekehrt eine Struktur von unten: von den Gemeinden über den Kirchenkreis zur Landeskirche. Auf den Synoden treffen sich die Bewegungen von oben und von unten. Gemeinden werden von Presbyterien geleitet, Kirchenkreise von Kreissynoden und die Landeskirche durch die Landessynode. Dieses Kirchensystem nennt sich presbyterial-synodal.
Nach den Presbyteriumswahlen im Frühjahr mussten sich jetzt auch die Kreissynoden neu konstituieren. Normalerweise ist die konstituierende Sitzung sowieso eine Wahlsynode, weil viele neue Synodale dazu kommen, Ausschüsse neu besetzt und Aufgaben verteilt werden müssen. Diese Wahlsynode war ein Wahlmarathon, weil auch der/die Assessor:in, das ist die rechte Hand des Superintendenten, der/die stellvertretende Assessor:in und der/die Scriba nebst Stellvertretung gewählt werden musste. Auch der Kreissynodalvorstand musste neu gewählt werden. Der KSV leitet den Kirchenkreis, wenn die Synode nicht tagt und setzt Synodenbeschlüsse um.
Natürlich gab es auch einige inhaltliche Dinge, die besprochen oder über die informiert wurde. So wurde eine Beschaffungsordnung beschlossen, die Kriterien für den Kirchenkreis zum fairen Einkauf unter anderem beim Catering und im Büro vorlegt. Einer weiterer wichtiger Punkt dürfte die Frage des Umgangs mit Verletzungen des sexuellen Selbstbestimmung sein. Die Landeskirchen ist gerade dabei, ein neues Schutzkonzept zu installieren. Im kommenden Jahr werden Pfarrerinnen und Pfarrer, danach die Presbyterien entsprechend geschult. Bis 2022 sollen alle Gemeinden auf dieser Basis eigene Schutzkonzepte entwickeln und beschließen. Schon jetzt ist klar: Auf Kirchenkreisebene wird es dazu eine neue Stelle geben müssen, die sich um die Umsetzung kümmert. Darum wird es unter anderem bei der Synode im November gehen.
Mit Spannung erwartet wurde der Bericht des Strukturauschusses. 2018 war ein Ausschuss eingesetzt worden, der sich über die künftigen Strukturen des Kirchenkreises Münster Gedanken machen sollte. Das Ergebnis wurde in Form eines beeindruckend gut gemachten Magazins präsentiert. Unter der Überschrift „Zehn vor 2030“ wagt der Ausschuss eine Vorausschau in das Jahr 2030. Damit soll eine Diskussion in den Presbyterien und Gemeinden angestoßen werden. Es ist kein fertiges Konzept, sondern eine sympatische Einladung zur Diskussion. Die Idee ist, bis zur Sommersynode 2021 Beschlüsse zur Zukunft des Kirchenkreises zu fassen. Das Heft wird demnächst auch in einer Online-Version erscheinen. Ich werden darauf verlinken und vielleicht noch in den nächsten Tagen hier über einen ersten Eindruck schreiben. (Nachtrag: Mittlerweile ist das Magazin online als pdf abrufbar.)
Größere Diskussion gab es einmal mehr um die Einführung des Neuen Kirchlichen Finanzmanagements. Münster hat als Pilot-Kirchenkreis Warnsignale an die Landeskirche und Landessynode gesendet, dass insbesondere der Umgang mit der sogenannten „Absetzung für Abnutzung“ in Kombination mit einer Instandhaltungsrücklage die Gemeinden in die Handlungsunfähigkeit getrieben werden. Nachdem ein kritische Anfrage an die Landeskirche von 2018 unbeantwortet geblieben ist, hat die Kreissynode einen neuen Beschluss gefasst, nach einmal bei der Landeskirche nachzuhaken und die Landessynode aufzufordern, sich den Problemen zu stellen, vor die die Gemeinden mit NKF gestellt sind.
Nein, die Kreissynode war nicht wesentlich anders als die Synoden, die ich schon erlebet habe. Wahrscheinlich könnte man eine Synodentypologie entwickeln und auf jeder Synode bestimmte Menschen ausmachen, die es überall gibt. Erfrischend war auf jeden Fall die Art, wie der neue Superintendent die Synode geleitet hat: nicht nur mit Humor, sondern auch bei dem einzigen, etwas komplizierteren Diskussionsprozess mit einer guten Übersicht über die Diskussionsstränge. Allerdings war man sich in der Sache im Grundsatz einig, was es natürlich etwas leichter machte.