Durch ein fingiertes Interview mit dem Verfasser eines Textes oder einer Person aus einer Geschichte kann man sich stärker in den Schreibanlass, die Situation und die handelnden Personen hineindenken. Dem kann eine Phase der Textarbeit mit einer Mindmap vorausgehen. Interviews sind zudem eine Möglichkeit, Sachtexte zu bearbeiten, in ein Sachtext in eine Interviewform gebracht wird.
Tanka (Rhythmus 57577)
Tankas sind erweiterte Haikus, d.h. sie bestehen aus einem Haiku/ Senryû der Form 575, dem zwei weitere 7-silbige Zeilen folgen. Thematisch sind Tankas wie Senryû inhaltlich ungebunden.
Haiku/ Senryû (Rhythmus 575)
Haiku und Senryû sind ursprünglich Formen der japanischen Lyrik. Sie haben ein recht einfaches Schema: Es handelt sich um dreizeilige Gedichte, mit 5 Silben in der ersten, 7 Silben in der zweiten und wieder 5 Silben in der dritten Zeile. Der Unterschied zwischen Haiku und Senryû besteht nicht in der Form, sondern im Inhalt: Haikus sind Naturgedichte, während in Senryû alle Themen behandelt werden können. Allerdings hat sich mittlerweile für beide Formen die gemeinsame Bezeichnung Haiku eingebürgert (vgl. Tanka).
Elfchen/Silben-Elfchen
Das Elfchen ist keine klassische Gedichtform, aber ein mittlerweile klassisches Schreibspiel. Es besteht aus elf Wörtern bzw. elf Silben die sich auf fünf Zeilen verteilen. Diese Grundregeln lassen sich noch um inhaltliche Vorgaben erweitern.
1. Zeile: ein Wort/ eine Silbe eine Farbe
2. Zeile: zwei Worte/ Silben Gegenstand/Thema
3. Zeile drei Worte/ Silben Eigenschaften
4. Zeile:: vier Worte/ Silben Handlung
5. Zeile: ein Wort/ eine Silbe Pointe/Schluss
Der Heilige Bogen
Der „heilige Bogen“ geht auf ein Spiel des Kabarettisten Hans Scheibner zurück: Aus spontanen Zurufen entwickelte der Kabarettist auf der Bühne eine Art Kurzpredigt, indem er sich von den absonderlichsten Dingen zu kirchlich-frommen Aussagen hinüber wand.
Selbstgestellte Aufgaben können sein, einen beliebigen Zeitungstext mit einem biblischen Vers oder einer Geschichte in Verbindung zu bringen. Hervorragend eignen sich dazu auch die Karten aus dem Spiel „Das Buch & Das Leben“ (aus dem Spieleverlag Spieltrieb).
Montage
Montage und Collage sind eng miteinander verwandt. Die Eigenart der Montage ist: Aus dem neuen Zusammenfügen von Einzelteilen entsteht ein neues Ganzes: Beispiel für eine Montage wäre, einen Psalm neu zusammen zu setzen, die wörtliche Rede in einer Wundergeschichte durch Psalmworte zu ersetzen oder einen neuen Paulusbrief aus mehreren Briefen zu gestalten. Die Kunst der Montagetechnik besteht darin, dem montierten Text auf dem ersten Blick nicht anmerken zu lassen, dass er nicht ursprünglich in dieser Form geschrieben wurde.
Collage
Bei der Collage kann im Unterschied zur Montage alles – auch offensichtlich nicht zusammengehörendes – zusammengestellt werden. Dabei braucht kein Eindruck von ursprünglicher Einheit angestrebt werden. Im Gegenteil: Die Collage lebt gerade von den Kontrasten. Als Methode der Textproduktion ist die Collage z.B. im Dadaismus eingesetzt worden.
Wenn das Produkt der Collage nicht Selbstzweck sein soll, ist es wichtig, sich mit anderen Interpretationsmethoden der eigenen Arbeit zu nähern. Welche Entdeckungen kann man machen? Welche überraschenden Verbindungen entstehen? Die Beobachtungen lassen sich in einem Cluster oder systematischer in einer Mindmap zusammentragen, die wiederum die Grundlage für einen Text bilden können.
Varianten:
a) Textschnippsel werden auf ein Blatt geworfen und so festgeklebt, wie sie zufällig gefallen sind.
b) Die Collage entsteht in Gruppenarbeit.
Brief/Postkarte schreiben
Zu einem Thema wird eine kurze Postkarte oder ein Brief an eine echte oder fiktive Person geschrieben. Das Verfahren setzt die hohe Hürde herab, die oft bei der Textproduktion zur Schreibhemmung führt, und hilft dabei, einen Gedankengang adressatenorientiert zu formulieren.
Automatisches Schreiben (écriture automatique)
Das Automatische Schreiben ist eine Technik, die besonders im Surrealismus entwickelt wurde: Die Aufgabe ist, in einer bestimmten Zeit ununterbrochen zu schreiben. Wenn der Schreibfluss hakt, wird das letzte Wort so oft wiederholt, bis es weiter geht. Das hört sich einfach an, verlangt aber eine starke Selbstdisziplin und hohe Konzentration. Zudem muss man sich gut überlegen, was man mit solcherart entstandenen Texten anfängt: Auch sie sind kein Selbstzweck. In Anlehnung an Paulus kann man sagen: Es handelt sich um Grapholallie, die anschließend in vernünftige (prophetische) Rede überführt werden sollte.
Assoziieren
Grundlegend für die Kreativität ist die Fähigkeit, bislang nicht Verbundenes zueinander in Beziehung zu setzen. Dazu gehört als Methode beispielsweise die Collagetechnik, die manchmal auch „materiale Assoziation“ genannt wird. Allerdings ist das bloße Collagieren noch kein Assoziieren – das erfolgt erst bei der Betrachtung der collagierten Materialien.
Die gängigste Form der Assoziation dürfte die semantische und thematische Assoziation sein: Mündlich oder schriftlich werden Begriffe gesammelt, zum Beispiel als Cluster, Mindmap oder Brainstorming. Das semantische und thematische Assoziieren bleibt allerdings in der Regel innerhalb eines Begriffsfeldes und bringt nur bereits vorhandenes Wissen hervor.
Am weitesten geht die freie Assoziation, wie sie zum Beispiel methodisch als stream-of-conciousness-Technik (J. Joyce) oder beim Automatischen Schreiben (Surrealismus) vorliegt. Diese Methode verlangt einige Übung, weil sich bei den meisten Menschen irgendwann der Kopf einschaltet und den Schreibfluss hemmt.