In der Stadt von König David

Die Noten zum Lied. Der Text folgt weiter unten.

In der Christmette werde ich mich dieses Jahr an ein traditionelles britisches Gottesdienstformat wagen: A Festival of nine lessons and carols. Er besteht aus neun Bibellesungen und neun Weihnachtsliedern und -gesängen, gerahmt von einer Einzugs- und Fest- sowie einer Schlusshymne. Die Liturgie besteht aus einem Eingangsgebet, dem Schlussgebet und Schlusssegen. Eine Predigt gibt es nicht – was aber nichts mit der #abkanzeln-Diskussion zu tun hat. Die Form habe ich schon Anfang des Jahres mit dem beteiligten Chor abgesprochen.

Der Gottesdienst hat seinen Ursprung in einer Feier am Heiligabend 1880 in einer Scheune in Truro/Cornwall, die Form wurde aber bald von anderen Gemeinden übernommen. Der berühmteste Gottesdienst ist der am King’s College in Cambridge. Er fand erstmals 1918 statt. Seit 1919 beginnt der Festgottesdienst dort mit dem Lied „Once in royal David’s City“.

Eine schöne, jazzig-folkige Version des Stückes stammt vom Projektchor der Immanuelkerk.

Den Text des Liedes habe ich für unseren Gottesdienst versucht ins Deutsche zu bringen:

In der Stadt von König David
stand ein Viehstall, karg und schlicht.
Dort ist einst ein Kind geboren,
in der Nacht, es gab kaum Licht,
nah beim Esel und beim Rind.
Jesus hieß das kleine Kind.

Hirten hörten Engel singen:
„Freut euch, denn in Davids Stadt
ist der Retter euch geboren,
den man euch verheißen hat.”
Furchtsam zwar, doch hoffnungsfroh
fanden sie das Kind im Stroh.

Einem Stern folgten drei Weise
bis zum Stall nach Bethlehem,
wo sie einen König fanden,
der trug weder Diadem,
noch saß er auf einem Thron,
und war doch ein Königssohn.

Josef träumte, dass ein Engel
kam und warnte: „Nimm das Kind,
denn Herodes will es töten.
Nach Ägypten flieh geschwind.”
Mit Maria floh er fort,
suchte einen Zufluchtsort.

Was ist das nur für ein Retter?
Klein und hilflos liegt er da.
Was ist das nur für ein König?
Sein Thron steht auf Golgatha.
Er kennt Leid, kennt Angst und Not.
Qualvoll findet er den Tod.

Doch hat jede Nacht ein Ende.
Einmal dreht der kalte Wind.
Finsternis und Kälte enden
und ein neuer Tag beginnt.
In das Dunkel fällt ein Licht.
Furcht weicht froher Zuversicht.

Heute Nacht will ich bedenken:
Sieht nicht jedes Menschenkind
auf der Flucht, in Not und Armut,
aus wie Jesus? Alle sind
Gottes Kinder, Groß und Klein.
Allen will Gott Vater sein.


Ich bin auf eine weitere Übertragung von Christine Riedl gestoßen, die mir aber nicht gefallen hat. Meine deutsche Fassung löst sich sehr vom englischen Orginal. Die erste Strophe lehnt sich noch eng an, dann geht in eine ganz andere Richtung. Erst wollte ich eine Übertragung des Originals versuchen, habe aber gemerkt, dass das in vielerlei Hinsicht nicht mehr passt: weder theologisch noch lebensweltlich. In Prosa gefasst kann man das Lied wie folgt übertragen:

“ Einst stand in der königlichen Stadt Davids ein einfacher Viehstall, wo eine Mutter ihr Baby in eine Krippe als sein Bett legte: Maria war diese zarte Mutter, Jesus Christus ihr kleines Kind.

Er kam vom Himmel auf die Erde, der Gott und Herr von allem, und seine Zuflucht war ein Schuppen, und seine Wiege war ein Stall; unser Heiliger Retter lebte mit den Armen, Geringen und Niedrigen auf Erden.

Und seine ganze wundersame Kindheit hindurch wird er die einfache Magd, in deren sanften Armen er lag, ehren und lieben, sie ansehen und ihr gehorchen: Christliche Kinder müssen alle zart, gehorsam und gut sein wie er.

Denn er ist das Abbild unserer Kindheit; Tag für Tag wuchs er wie wir; er war klein, schwach und hilflos, kannte Tränen und Lächeln wie wir; er fühlt unsere Traurigkeit, und er teilt unsere Freude.

Und unsere Augen werden ihn schließlich sehen, durch seine erlösende Liebe; Denn dieses Kind, so lieb und sanft, ist unser Herr oben im Himmel, und er führt seine Kinder an den Ort, zu dem er gegangen ist.

Nicht in diesem armen niedrigen Stall, mit den Ochsen, die dabei stehen, werden wir ihn sehen, aber im Himmel, in der Höhe, wo er zu Gottes rechter Hand sitzt, wo seine Kinder ganz in Weiß warten werden, wie Sterne gekrönt.“

„Once in royal David’s city“ in der traditionelleren Cambridge-Fassung

Die Liturgie des Gottesdienstes ist eine Übersetzung des Fassung vom King’s College. Auf deren Internetseite findet man ein Archiv der Festivals aus den vergangenen Jahren. Die Bibelübersetzungen folgen der Lutherbibel. Was die musikalische Gestaltung durch den Chor angeht, entfernen wir uns allerdings sehr von Carols (Weihnachtsliedern): es gibt Lieder von Revolverheld über Stücke aus „Frozen“ bis zu „O holy night“. Aber der Anfang wird traditionell sein: Once in royal David’s city – die erste Strophe in englisch durch eine Solistin, die weiteren (in Auswahl) mit Chor und Gemeinde auf deutsch.

Wer das Lied verwenden möchte, kann dies gerne tun. Ich veröffentliche es unter einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC-ND 3.0 DE) .

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.

Hier gibt das Lied mit Noten und Text  als pdf-Dokument:
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