Cluster und Mindmap als Zeichnungen

Die Künsterlerin Susanne Haun denkt ihrem Blog über die Verbindung von Mindmaps und Kunst nach – und hat in dem Zusammenhang Aquarell-Mindmaps veröffentlicht. Ein interessantes Projekt, auch wenn Nicht-Künstler sicher einen anderen Anspruch an ihre Mindmap stellen. Aber schon bei Tony Buzan finden sich Beispiele für die Verschränkung von Kunst und Mindmap. Die künsterlerische Darstellung hat dabei aber keinen Selbstzweck, sondern dient dazu Impulse zu geben und Assoziationen zu wecken (vgl. Mindmap).

In meiner Praxis verschränken sich Clustermethode und Mindmap zu einem kreativen Spielfeld, auf dem ich Ideen ausprobieren kann. Manchmal sogar, wie bei der Vorbereitung der heutigen Predigt, mit kleinen Skizzen:

Predigtskizze "Weltuntergang? Nicht schon wieder!"Das ist keine Mindmap im strengen Sinne, sondern eher ein Cluster mit graphischen Elementen. Als Predigtskript wäre das natürlich zu verworren. Es ist die Grundlage für die Ausarbeitung einer Predigt – und sei es, dass die Stichworte zur in eine schnell aufnehmbare Reihenfolge gebracht würden. Die vier Predigtteile sind aber klar zu erkennen.

In den meisten Fällen bleibt es bei sprachlichen Skizzen, wie hier, wo der Übergang vom Cluster zum Schreiben sichtbar wird:

Predigtcluster zu WundergeschichtenSo ein Cluster ist bloß ein Sprungbrett, um ins Schreiben zu kommen: Zusammenhänge werden zu einem Versuchsnetz geknüpft, aus dem irgendwann erste Ideen, Sätze, Thesen entstehen. Mit so einem Cluster kann niemand etwas anfangen als der Schreibende selbst. Schon nach kurzer Zeit wird es aber auch für den Autor schwierig, die alten Verknüpfungen und Zusammenhänge wieder zu entdecken. Das Cluster dient nur für den Augenblick.

Eine Mindmap kann dagegen durchaus auch von anderen verstanden und vom Autor auch später noch einmal verwendet werden. Richtige Mindmaps entstehen bei mir erst ganz am Ende, zum Beispiel als Stichwortzettel wie bei diesem Predigtcluster zu einer Pfingstzeltlager-Predigt in Verbindung mit der Daniel-Geschichte:

Predigt-Mindmap zur einer PfingstpredigtZwar fehlen Zeichnungen, aber es gibt farbige Kennzeichnungen und graphische Elemente, die als nächsten Schritt auch abbildende Elemente enthalten könnten.

Anfangen muss man selbst

Boris Maggionis Sachbuch „Romane schreiben für Anfänger und Fortgeschrittene“ hält in zweifacher Weise nicht, was der Titel verspricht: Es ist kein Buch für Fortgeschrittene und sagt nur begrenzt etwas über das Schreiben von Romanen. Wer einen Kindle besitzt und sich für als Neuling für das Schreiben von Geschichten interessiert findet hier aber eine günstige Einführung.

„Anfangen muss man selbst“ weiterlesen

Nicht wirklich spannend

Buchcover

Eine „Methodenlehre der Spannung“ verspricht Herausgeber Hanns-Josef Ortheil in seinem Vorwort zu Christian Schärfs „Spannend schreiben“. Der Untertitel verrät: Im fünften Band der DUDEN-Reihe „Kreatives Schreiben“ geht es um Krimis, Mord- und Schauerromane. Charakteristisch für die ganze Buch-Reihe ist der Versuch, in die Schreibwerkstätten ausgewählter Schriftsteller zu führen, um dort Anregungen für das eigene Schreiben zu bekommen. Das hatte bislang durchaus seinen Charme, tendiert in „Spannend schreiben“ aber stark zu einem germanistischen Proseminar. Auch wenn bei Schärf einige interessante Überlegungen zu finden sind – gemessen an dem Versprechen, eine „Methodenlehre der Spannung“ vorzulegen, muss das Buch enttäuschen.

Schärf nähert sich dem Begriff der Spannung auf rezeptionsästhetische Weise: Statt zu versuchen, einen allgemeinen Begriff von Spannung vorzulegen, schlägt Schärf vor, Spannung zu verstehen als „ein Phänomen, das zwischen den Akten der Herstellung eines Textes einerseits und seiner Wahrnehmung bei Lesern andererseits liegt“ (S. 10). Das Kapitel über die „Erschaffung des Lesers“ (S.119ff) gehört daher zu den interessantesten Abschnitten des Buchs. Die Kunstfertigkeit des Krimi-Autors liegt für Schärf letztlich nicht in der Verwendung literarischer Tricks der Spannungserzeugung, sondern in der „Einbindung des Lesers in die Aufklärungsarbeit“ (S. 121). Das wichtigste Instrument ist dabei die „Aussparung“ (S. 12) und die „Zurückhaltung von Information“ (S. 121): „Was wir als ‚spannend schreiben’ bezeichnen, hängt davon ab, inwieweit es dem Autor gelingt, einen Leser zu schaffen, der seine eigenen Projektionen und Hypothesen auf die Handlung bezieht und damit eine Identifikation mit dem Verbrechen und seiner Vor- und Nachgeschichte herstellt.“ (S. 123)

Das Phänomen Spannung äußert sich darin, dass ein spannender Text die Aufmerksamkeit des Lesers bindet. Das geschieht nicht einfach so: Solche „Spannung muss … erzeugt werden“ (S. 11), und zwar indem der Stoff, aus dem eine Geschichte besteht, dramatisiert wird. Das gelingt am einfachsten dadurch, dass der Autor Informationen zurück hält. Im Englischen steht dafür der Begriff der Suspense, den Schärf nicht ganz zutreffend als „Aufschub“ übersetzt.  ‚To keep somebody in suspense’  bedeutet aber eher, jemanden in Ungewissen lassen bzw. auf die Folter zu spannen – in diesem Fall: den Leser. Auch wenn Schärf sich etwas unklar ausdrückt, meint er aber genau das.

Die Kernfrage ist dann also, wie es einem Autor gelingt, seinen Leser dazu zu bringen, sich auf die Folter spannen zu lassen. Auf diese Frage sollte eine Methodenlehre der Spannung Antwort geben – und genau hier setzt die Enttäuschung über das Buch ein: Auch wenn es durchaus gute methodische Hinweise gibt, mangelt es doch an einer systematischen Entfaltung. Das liegt meines Erachtens vor allem an Schärfs Grundannahmen und der  Grundkonzeption des Buches.

Zweifellos interessant sind die Hinweise zum dem, was Schärf „Antizipation der Bedrohung“ (S. 20) nennt und die Überlegungen zur „Gestaltung von Zonen der Angst“ (S. 46). Es ist konstitutiv für die Angst im Unterschied zur Furcht, dass sich die Angst auf eine mögliche Bedrohung richtet. Diese Bedrohung anzudeuten, ihre Konkretion aber zu verzögern, schafft eine spannungsvolle Atmosphäre, die schrittweise aufzubauen ist: im einem zunächst gefahrlosen Raum gibt es erste Anzeichen einer Bedrohung, dies sich erst allmählich manifestiert und sich schließlich als echte Gefahr zeigt: im Schauerroman als übermenschliche Bedrohung, im Kriminalroman als unmenschliche. Die diffuse Angst schlägt in Frucht und Grauen um. Ein wichtiges Mittel ist dabei die Darstellung der Orte und Rahmenbedingungen als „Angstzonen“. Beides kann man sich sehr gut am Beispiel eines Films wie „Alien“ deutlich machen: in dem Science-Fiction-Film ist das Alien im überwiegenden Teil des Filmes gar nicht zu sehen; zur klaustrophobischen Atmosphäre trägt vor allem die Darstellung des Raumschiffs bei. Christian Schärf führt die klassische Verwendung dieser Stilmittel an Beispielen von Edgar Allan Poe, Bram Stoker und E.T.A. Hoffmann vor.

Die Grundannahme jedoch, dass das Phänomen der Spannung „keine empirisch zu bestimmende materielle Basis aufweist“ (S. 10) führt Schärf zu einer (durchaus begründeten) Skepsis gegenüber Patentrezepten der Spannung. Schärfs These von der Erschaffung des Lesers hebt ja zu Recht hervor, dass nicht jeder Leser sich von einem Text gefangen nehmen und auf die Folter spannen lässt. Der Autor kann im Einsatz seiner Spannungsmittel scheitern. Deshalb aber zum Beispiel ein beliebtes Mittel wie cliffhanger  nur begrifflich zu erwähnen (vgl. S. 119), ohne das Mittel selbst vorzustellen, ist ein Manko. Ja, der übermäßige Gebrauch der Methode, ein Kapitel auf dem Höhepunkt der Spannung abzubrechen und verzögert fortzusetzen, ist auf Dauer einfallslos und ermüdet bald. Das zeigen zum Beispiel die Romane von Dan Brown, die fast nur mit diesem Mittel arbeiten. Trotzdem haben die Bücher ein Millionenpublikum gefesselt. Wer Alwin Fills sprachwissenschaftliche Analyse „Das Prinzip Spannung“ liest, wird auf eine verwirrende Vielzahl von empirisch bestimmbaren Elementen der Spannung auf allen Ebenen der Sprache stoßen: Kein Element muss, aber jedes einzelne kann Spannung erzeugen. Für eine Methodenlehre der Spannung wäre es eigentlich notwendig, die für die Praxis des kreativen Schreibens relevantesten Aspekte darzustellen. Das kommt in Schärfs Buch zu kurz.

Auch die Grundkonzeption mündet letztlich in eine Enttäuschung. Christian Schärf bezieht spannendes Schreiben ausschließlich auf Schauer- und Kriminalgeschichten. Seine plausibel ausgeführte These ist, dass sich der moderne Kriminalroman aus der  gothic novel des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Den Prozess dieser Entwicklung zeichnet er nach, indem er zunächst Grundelemente der Angstspannung in der Schauerliteratur darstellt, und dann über die Erfindung der Detektivfigur und der Rätselspannung zu zeitgenössischen Thrillern gelangt. Schärfs Analysen sind interessant zu lesen und im Detail durchaus aufschlussreich. Spannend schreiben bedeutet aber mehr als Krimis zu schreiben. Auch ein Liebesroman lebt von der Spannung der Ungewissheit, ob sich die beiden am Schluss kriegen oder nicht. Das kann spannend sein „wie ein Krimi“. Auch mein „Alien“-Beispiel zeigt: Spannung gibt es nicht nur im Krimi. Es spricht natürlich nichts dagegen, Spannungsliteratur vorwiegend auf den Kriminalroman zu beziehen und exemplarisch vorzuführen. Eine Methodenlehre des spannenden Schreibens sollte aber ansetzen bei der allgemeineren Frage, welche erzählerischen Mittel zur Spannung einer Geschichte beitragen.

Wer nun wiederum denkt, er bekäme zumindest Hinweise zur Konstruktion einer Kriminalgeschichte wird ebenfalls enttäuscht sein. Im Kapitel zum Plotting (S. 92ff) findet man gerade keine Methoden zur Herstellung eines Plots, also eine Handlungslinie, sondern nur die Entfaltung zweier spezifischer Plotstrukturen: der Reise und des Wettstreits. Die Überlegungen zum Krimi als Reise in eine labyrinthische Struktur, die der Detektiv erkunden und entwirren muss (wie im klassischen Detektivroman) und der Krimi als Wettstreit zwischen Täter und Ermittler (etwa im Genre der Serienmördergeschichten) sind kenntnisreich geschrieben und interessant zu lesen. Auf die entscheidende Frage, wie man ein kriminalistisches Rätsel und Labyrinth entwirft, in das man Detektiv und Leser dann schickt, gibt Schärf aber keine Antwort.

Da helfen auch die Schreibaufgaben nicht weiter. Sie fordern zuweilen im Stile von schulischen Klausuraufgaben zur Analyse klassischer Texte auf oder ermuntern zur Imitation eines Stils bzw. die Verfassung von Pastichen. Im Unterschied zu früheren Bänden der DUDEN-Reihe finden sich in den Schreibaufgaben aber kaum methodische Bündelungen von Schreibverfahren exemplarisch vorgestellter Autoren.

Fazit: Eine „Methodenlehre der Spannung“ ist Christian Schärfs Buch „Spannend schreiben“ also nicht. Die Ausführungen sind zwar informativ und die Analysen können überzeugen, aber es fehlen grundsätzliche Überlegungen zu dem, was Texte und Geschichten – jenseits von Krimi und Grusel – spannend macht.  Andererseits bietet das Buch auch kein spezifisches Handwerkzeugs zum Entwickeln eines Krimi-Plots. Die Stärken des Buches liegen darum eher in der Reflexion auf einige Grundlagen der klassischen Kriminalliteratur, weniger in der praktischen Anregung zum kreativ-spannenden Schreiben. Obwohl die als „Schreibverführer“ beworbenen Bücher gerade das versprechen. „Spannend schreiben“ löst dieses Versprechen nicht ein.

Christian Schärf: Spannend schreiben. Krimi, Mord- und Schauergeschichten, , 1. Aufl. Bibliographisches Institut, Mannheim, 2012. ISBN 978-3-411-75436-6| 14,95 € | 157 S.

Etwas zu einfach

„So wie ihr wollt, dass euch Gottes Wort verkündigt wird, so verkündigt es auch!“, formuliert Christian Lehmann seinen homiletischen Imperativ (S. 145). Für Lehmann heißt das auf den Punkt gebracht: liebevoll, praktisch und kreativ zu predigen. Sein Buch „Einfach von Gott reden“ enthält dazu neben grundsätzlichen, theologischen Erwägungen zur Predigt und Überlegungen zur Predigtpraxis eine Reihe von Übungen mit Lösungsvorschlägen, auf die aus dem Hauptteil heraus verwiesen wird. Heraus kommt am Ende ein praxisorientiertes Arbeitsbuch zur Predigt, das allerdings nur mit Einschränkung zu empfehlen ist.

„Einfach von Gott reden“ ist durch einen pietistischen Jargon geprägt, dessen altertümelnder Sprachstil zuweilen fragen lässt, ob das Buch vielleicht die Neuausgabe einer älteren Auflage ist. Tatsächlich ist das Arbeitsbuch aber 2012 erstmals erschienen. Der Autor Christian Lehmann stammt ursprünglich aus dem Siegerland, war bis 2010 Studienassistent am Tübinger Albrecht-Bengel-Haus und hat vor kurzem seine erste Pfarrstelle in der Württembergischen Landeskirche angetreten. Seit 2011 ist er zudem Schriftleiter von „Zuversicht und Stärke“, einer Predigthilfe aus der pietistischen „Christusbewegung Lebendige Gemeinde“. Auch wenn Lehmann vor der Predigt in der „Sprache Kanaans“ warnt (S. 65f): Sein Predigtbuch ist davon selbst davon nicht frei. Wer nicht in diesem Jargon zu Hause ist, kann leicht darüber stolpern.

Lehmanns Ansatz ist zunächst einmal sympathisch: Gegen langweilige und blutleere Predigten ist es ihm wichtig „die biblische Botschaft frisch und mutig, klug und klar, lebensrelevant und alltagstauglich weiterzugeben“ (S. 11). Dabei geht er „von der einfachen Grundidee aus, dass die Bibel als Gottes Wort uns nicht nur lehrt, was wir weiterzusagen haben, sondern auch, wie wir das am besten tun“ (ebd.). Deshalb gilt Lehmann auch die Bibel als erstes, kreatives Hilfsmittel (vgl. S. 170f): „Unsere Aufgabe als Verkündiger besteht darin, mit dem Bibeltext zu sprechen, nicht über ihn.“ (S. 65)

Liebevoll predigen heißt für Lehmann, einfach (S. 101ff), verständlich (116ff) und anschaulich (S. 123ff) zu reden. Maßstab sind dabei die Hörerinnen und Hörer. Sie sollen Glauben nicht nur intellektuell verstehen, sondern vor allem praktisch und konkret erfahren – jenseits aller Gesetzlichkeit, die im Tun des Glaubens immer nur ein „Du sollst …“ sieht. Dem stellt Lehmann „Wie-Fragen“ des Glaubens gegenüber: „Wie sind wir gute Eltern, …besiege ich meine Angst, … liebe ich meinen Nachbarn …?“ (vgl. S. 161). Wenn Predigt auf solche konkreten Fragen praktische Antwort gibt, erfüllt sie ihre wichtige Aufgabe, Menschen von heute zu sagen, wie christlicher Glaube praktisch aussieht. Dabei stützt sich Lehmann auf eine Theologie der Vollmacht (S. 44ff), die es ihm ermöglicht, trotz der These, dass alles aktuelle, menschliche Reden von Gott begrenzt ist, dennoch davon auszugehen, dass ein verlässliches und wirkmächtiges Reden von Gott in der Predigt möglich ist.

Lehmanns Anspruch ist ein praktisch orientiertes Buch vorzulegen, kein Lehrbuch der Predigt. Von daher überrascht es allerdings, dass die konkreten Arbeitsschritte der Predigterstellung vage und zum Teil bloß idealistisch bleiben. So gilt für Lehmann die unbestreitbar richtige Faustregel „je mehr Zeit, desto besser“. Was das aber im Pfarralltag bedeutet, lässt Lehmann offen. Er watscht die Pfarrer ab, die offen zugeben, oft unter Zeitdruck vorbereiten zu müssen und präsentiert idealisierend zwei evangelikale Star-Prediger, die nach eigenen Angaben zwei bis vier (!) ganze Tage der Predigtvorbereitung widmen (vgl. S. 38). Jenseits von der Frage, ob das überhaupt realistisch ist, stellt sich zumindest für den Pfarrberuf die Frage, ob so ein Ziel tatsächlich ideal ist.

Die konkrete Predigtvorbereitung geschieht bei Lehmann im Dreischritt von Hören, Ringen und Prüfen. Dazu gibt Lehmann dem Leser zwar eine Reihe von Reflexionsfragen zur Predigtarbeit an die Hand, aber als wirkliches Modell der Predigtvorbereitung bleibt vieles zu unkonkret. Im praktischen Hauptteil gibt es vereinzelte Überlegungen zu Predigtsprache und -aufbau, ein systematisches Modell lässt sich aber nicht erkennen. Lehmann verharrt ganz in der alten Punkte-Predigt und nimmt zum Beispiel Impulse der New Homiletik schlicht nicht zur Kenntnis. Dabei könnte auch die pietistische Predigt durchaus von neuen, homiletischen Ideen profitieren.

Problematisch ist aber vor allem das hermeneutische Textmodell, das dem Ansatz zugrunde liegt. Diese Problematik kommt in Lehmanns Interpretation des homiletischen Dreiecks (S. 94f) besonders gut zum Ausdruck. Zunächst fällt auf, dass in Lehmanns Dreieck „Prediger“ und „Hörer“ nicht mit „Bibeltext“ in Verbindung gesetzt, sondern durch die Schreibweise „Gott/Bibeltext“ Gott und Bibeltext quasi gleichsetzt werden. Expressis verbis: „Wer nicht die ganze Heilige Schrift als Wort des lebendigen Gottes anerkennen will, der bestreitet letztlich ihre ganze Gültigkeit und Autorität.“ (S. 140). Verkündigung ist vor diesem Hintergrund immer nur aktualisierende Rede der einmaligen und grundsätzlichen Rede Gottes im biblischen Text. Das ist vor dem pietistischen Hintergrund Lehmanns nachvollziehbar, dürfte aber zuweilen die Geduld historisch-kritisch geschulter Predigerinnen und Prediger strapazieren. Aber die sind wahrscheinlich auch nicht Zielgruppe von „Einfach von Gott reden“.

Schwieriger ist aber ein zweites Problem, das in Lehmanns Interpretation des homiletischen Dreiecks sichtbar wird: Lehmann reflektiert nur mangelhaft die Rolle des Predigers im Predigtgeschehen. Der Prediger steht nach Lehmann vor der Herausforderung „die Hörenden in der konkreten Situation mit Gottes Wort in Verbindung“ zu bringen (S. 96). Es ist positiv zu würdigen, wie sehr Lehmann die Rolle der Hörerinnen und Hörer im Predigtgeschehen wahrnimmt. Trotzdem fällt auf, dass das Kapitel über die Hörer (S. 94ff) vor allem ein Kapitel über den „liebevollen“ Umgang des Predigers mit den Hörern ist. Ich meine das nicht ironisch: Lehmann grenzt sich ausdrücklich von einem pietistisch-evangelikalen Predigtstil ab, der die Hörerinnen „senkrecht von oben“ mit dem Gotteswort konfrontiert. Aber er sieht die Aufgabe des Predigers darin, den Menschen dieses Gotteswort zu bringen und zu sagen. Ausdrücklich versteht Lehmann den Prediger als „Worttransporter“ (S. 65), der „den alten Inhalt der Bibel in der Sprache von heute weiterzusagen“ hat (ebd.). Der komplexen Situation des Predigtgeschehens wird das aber nicht gerecht.

Im Predigtgeschehen stehen Prediger, Hörer und Bibeltext in wechselseitigen Beziehungen zueinander. Das sieht Lehmann in Ansätzen zwar durchaus, zieht daraus aber nicht die Konsequenz, auch nach den spannungsvollen Wechselwirkungen zu fragen. Trotz allem Bemühen um eine Hörerorientierung bleiben darum die kreativen Potentiale letztlich ungenutzt. So wird die Spannung von biblischer und heutiger Sprache zwar als „Verkündigungsenergie“ (S. 66) erkannt, aber sofort kritisch der geistlichen Prüfung überantwortet, statt in ihr zunächst einmal eine innovative, kreative Kraft zu sehen. Die Überlegungen zum kreativen Predigen erschöpfen sich so lediglich in der Suche nach Alternativen zum „Frontalmonolog“ als Standardform. Als Lösungsmöglichkeiten werden z.B. Lied-, Bild-, Symbol- und Dialogpredigt, Anspiele und Bibliolog, interaktive Elemente und Fragen der Predigtinszenierung angerissen (S. 165ff). Das ist alles anderes als neu. Selbst die gerade für eine biblisch orientierte Predigtlehre interessante Frage nach einer narrativen Predigt wird nur angedeutet und die Antwort erschöpft sich in der Feststellung: „Unsere Verkündigung darf ruhig ‚narrativer’, erzählfreudiger werden.“ (S. 91) Zur Frage der freien Predigt verhält sich Lehmann zurückhaltend, rät allerdings zur Verschriftlichung der Predigt und empfiehlt, nicht spontan vom vorbereiteten Manuskript abzuweichen (vgl. S. 98f; S. 40). In Lehmanns Worttransport-Modell fällt also die Beschreibung des Spannungsfeldes zwischen Prediger, Hörer und Bibeltext weit hinter die aktuellen, homiletischen Diskussionen zurück und auch die Potentiale für eine tatsächlich kreative Predigpraxis bleiben letztlich ungenutzt.

Fazit: „Einfach von Gott reden“ ist kein Lehr-, sondern ein Arbeitsbuch mit pietistischem Hintergrund. Wem das Umfeld sprachlich und theologisch nahe ist, wird in Lehmanns Buch zwar nicht viel Neues erfahren, aber sicherlich Anstöße und Anregungen bekommen, die eigene Predigtpraxis zu bedenken. Da das Buch wenig homiletisches und exegetisches Wissen voraussetzt, kann es sich auch gut für Prädikantinnen und Prädikanten eignen, die an ihrer Predigtpraxis arbeiten möchten; für sie dürften vor allem die praktischen Übungen interessant sein. Homiletisch erreicht das Buch allerdings nicht den aktuellen Diskussionsstand und wer Impulse für eine kreative Predigtvorbereitung und alternative Predigtformen sucht, wird schnell enttäuscht sein.

Christian Lehmann: Einfach von Gott reden. Liebevoll, praktisch und kreativ predigen. SCM R. Brockhaus, Witten, 2012. ISBN 978-3-417-26469-2| 13,95 € | 238 S.

Unterwegs Schreiben

Wenn einer eine Reise tut, hat er nicht nur was zu erzählen, er kann auch davon schreiben. Schreiben und Reisen bilden oft eine Symbiose: „Kaum eine andere kulturelle Praxis hat so viel zur Ausbildung des Schreibens beigetragen wie das Reisen.“ (S. 9) Mit dieser These leitet Hanns-Josef Ortheil den mittlerweile vierten Band der DUDEN-Reihe zum Kreativen Schreiben ein. Noch immer gehört das Schreiben von Postkarten für viele als Ritual zum Urlaub. Ergänzt wird das private Schreiben aus der Ferne mittlerweile durch das öffentliche Schreiben in Blogs und über Facebook. Ortheil nimmt diese Bandbreite mit in den Blick. Dabei wiederholen sich notgedrungen die Grundelemente des Schreibens, wie sie bereits in den vorliegenden Büchern der Reihe dargestellt wurden. Inspirierend kann die Lektüre trotzdem sein.

Die von Ortheil herausgegebene DUDEN-Reihe zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen Blick in die Schreibwerkstatt von Schriftstellern wirft. Dieses Prinzip setzt sich auch in „Schreiben auf Reisen“ fort. Jedem Kaptitel sind am Schluss wieder Schreibaufgaben beigefügt, die den Schreibansatz komprimiert darstellen und konkrete Schreibimpulse geben. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die Schreibmöglichkeiten exemplarisch vorgeführt werden. Es bleibt aber auch bei den Nachteilen, dass die methodischen Hinweise zuweilen gekünstelt wirken. Auch fehlen wichtige Schreibansätze oder Schriftsteller, in diesem Fall zum Beispiel die literarische Form der fiktionalen Reise wie in „Gullivers Reisen“ oder „Utopia“ oder auch Felicitas Hoppe, die als wichtige, zeitgenössische Reiseschriftstellerin gilt (wie überhaupt mit Eva Corino nur eine einzige Frau vertreten ist).

Ortheil gliedert sein Buch in fünf Teile. Er beginnt mit Vorübungen, die das ‚kleine Reisen’ literarisch umsetzen: den Spaziergang (Franz Hohler, Jean-Jacques Rousseau, Nik Cohn), die Flanerie (u.a. David Wagner), die Wanderung (Matsuo Bashô, Joseph Roth) und die „Reise um mein Zimmer“ (Xavier de Maistre). Schon hier deutet sich an, was im zweiten Abschnitt gewiss wird: Schreiben auf Reisen ist ein besonderer Schreibkontext, der zurück greift auf die bekannten Formen des Tagebuchs (Franz Kafka, Cees Nooteboom, Albert Camus) und der verschiedenen Arten von Notizbüchern, sei es frei geführt (Ryszard Kapuściński) oder thematisch gebunden (Jean-Paul Sartre, Eva Corino, Alexandre Dumas u.a.). Daher gibt es viele explizite Querverweise auf die anderen Bücher der Reihe.

Im dritten Teil verschiebt sich der Focus vom privaten Schreiben hin zum Schreiben für andere. Dabei werden die Möglichkeiten aufgezeigt, die üblichen Formen von Reisepost wie die Postkarte (Jurek Becker) oder den Reisebrief (Guiseppe Tomasi di Lampedusa) als literarische Ausdrucksweisen zu verstehen. Auch die moderne Konkurrenz eines solchen Schreibens für andere in Form von SMS, Mail und Blog, sowie das Schreiben über Twitter und Facebook wird angesprochen. Obwohl diese Formen des Schreibens in modernen Kommunikationsmedien ein großes Potential bieten, fallen die beiden entsprechenden Kapitel inhaltlich doch sehr gegenüber dem Rest des Buches ab. Insbesondere die Form des Reiseblogs hätte hier mehr Beachtung verdient. Leider verzichtet Ortheil bei diesem Kapitel sogar auf Schreibaufgaben und verweist nur summarisch auf Porombkas „Schreiben unter Strom“.

Die stärkten Kapitel des Buches finden sich in den beiden Schlussteilen: Im vierten Teil stellt Ortheil Reiseprojekte vor, bei denen sich Reisen und Schreiben eng verzahnen, und das Schreiben nicht nur eine Begleiterscheinung des Reisens ist: Beim Ethnologischen Schreiben (Bernardino de Sahagún; Roland Barthes) geht es um die schreibende Erkundung von fremden wie nahen Lebenswelten. „Reisen auf den Spuren eines anderen“ (Alain de Botton) zeigt dagegen auf, wie spannend reflektiertes Nachreisen der Wege berühmter Personen sein kann. Am Beispiel einer Parisreise Max Brods und Franz Kafkas wird das Schreibprojekt eines „Reisens (und Schreibens) zu zweit“ vorgeführt, während die vorgestellte Künstlerreise (wie sie die Zeitschrift Kunstforum in einer Ausgabe einmal dokumentierte) die Grenze von Schreiben und darstellender Kunst überschreitet. Der fünfte Teil stellt schließlich Formen der Ausarbeitung von Reisenotizen zum Reisebericht (Georg Forster), zur Reiseerzählung (Ernest Hemingway) und zum Reiseroman (Joseph von Eichendorff; Jack Kerouac) vor.

„Schreiben auf Reisen“ kann zwar durchaus interessant und inspirierend sein, kann aber genauso enttäuschen, denn im Vergleich mit „Schreiben dicht am Leben“, „Schreiben Tag für Tag“ und „ Schreiben unter Strom“ gibt es nur wenig Neues. Die in den ersten drei Bänden vorgelegten Einblicke in Techniken des Notierens, des Tagebuchs und des Schreibens mit neuen Medien werden hier bloß mit dem Focus auf das Setting der Reise noch einmal durchbuchstabiert. Wer das möchte, findet gute Anstöße zum Schreiben. Ansonsten wirkt der vierte Band der DUDEN-Reihe mit seinen zahlreichen Rückverweisen wie ein thematisch fokussierter Nachtrag. Leser, die die ersten Bände nicht kennen, und sich nur für das Thema des Schreibens unterwegs interessieren, werden möglicherweise enttäuscht sein darüber, dass einige Punkte nur angerissen werden mit dem Verweis, weitergehendes in den anderen Bänden zu finden.

Sparsam sind auch wieder die methodischen Hinweise. In einer kurzen Nachbetrachtung stellt Ortheil die Vorzüge eines Spiralnotizbuchs vor, dessen Seiten – nur einseitig beschrieben – sich einfach entnehmen und neu arrangieren lassen, beispielsweise in einem großformatigen Skizzenheft. Schon in Ortheils „Schreiben dich am Leben“ fehlte eine ausgearbeitete Methodik, die zeigt, wie aus Notizen umfangreichere Werke werden können. „Schreiben auf Reisen“ hätte dies exemplarisch nachholen können. Dass „Schreiben auf Reisen“ dennoch durchaus gelungen ist, liegt deshalb erneut an dem Ansatz, einen Blick in die Schreibwerkstätten von Schriftstellern zu werfen. Das Gewicht liegt dabei auf den Betrachtungen elementarer Schreibformen in Notizbuch, Tagebuch und Journal.

Fazit: Hanns-Josef Ortheil fügt mit „Schreiben auf Reisen“ der DUDEN-Reihe zum Kreativen Schreiben einen thematischen Band zum Skizzieren und Notieren bei. Der Gesamteindruck ist ambivalent: Im Vergleich mit den früheren Bänden erfährt man nicht viel Neues, sieht aber beispielhaft vorgeführt, wie Schriftsteller unterwegs Eindrücke und Gedanken festgehalten und später in größeren Projekten weiter verarbeitet haben. Schade ist, dass das Schreiben von unterwegs in modernen Medien recht oberflächlich behandelt wird. Das gilt umso mehr, als viele Reisende gerade im Internet ihre Eindrücke veröffentlichen und mehr Hinweise erwarten dürften als bloß den andauernden Verweis auf Porombkas „Schreiben unter Strom“. Wer sowieso schon ständig notiert, wird dies auch beim Reisen tun, und muss dazu nicht erst durch Ortheils Buch angeregt werden; er oder sie kann aber bei den Vorstellungen umfangreicherer Schreibprojekte durchaus gute Anregungen finden. Tatsächlich sind die Kapitel zu Reise-Schreibprojekten und zum Schreiben nach der Reise der eigentliche Gewinn des Buches. Auf den Punkt gebracht: Eigentlich genügt es, die letzten 50 Seiten des Buches zu lesen; die ersten 100 Seiten sind im Prinzip nur Wiederholung.

Hanns-Josef Ortheil: Schreiben auf Reisen. Wanderungen, kleine Fluchten und große Fahrten – Aufzeichnungen von unterwegs, 1. Aufl. Bibliographisches Institut, Mannheim, 2012. ISBN 978-3-411-75371-0| 14,95 € | 158 S.

Unter Strom

Cover von "Schreiben unter Strom"Schreiben in Sozialen Netzwerken beeinflusst die Art und den Stil des eigenen Schreibens. Die Vernetzung mit Lesern, die zu Mitschreibern werden können, eröffnet ein weites Experimentierfeld. Stephan Porombka stellt im dritten Band der DUDEN-Reihe zum Kreativen Schreiben einige der Möglichkeiten vor. Das ist zwar nicht ganz das Thema dieses Blogs – aber da ich die anderen beiden Bände schon besprochen habe (1; 2), will ich der Vollständigkeit wegen ein paar Anmerkungen zu dem Buch machen.

Den wichtigsten Hinweis nennt Porombka ganz zum Schluss: „Wer unter Strom schreibt, schließt nicht bestimmte Möglichkeiten aus. Wer unter Strom schreibt, schließt ausdrücklich alle Möglichkeiten ein und bringt sie ins Spiel, um sie immer wieder mit etwas anderem zu kombinieren und dadurch neue Impulse zu bekommen und sie gleichzeitig an andere weiterzugeben.“ (153f) Die Schreibempfehlungen zielen aufs schreibende Experimentieren. Den Untertitel des Buches sollte man also ernst nehmen.

Porombka gliedert sein Buch in drei Teile: Im Grundlagenteil geht es zunächst um die Möglichkeiten, am Computer Texte zu zerlegen und – zuweilen ganz zufällig – neu zu kombinieren. Die Technik ist zwar schon alt, erfährt in Zeiten von Internet, Copy & Paste aber neue Möglichkeiten: Bei der Flarflyrik geht es beispielsweise darum, Resultate einer Google-Suche zu einem neuen Text zu arrangieren. Ein zweiter Punkt ist die Auflösung linearer Strukturen in Hypertexten. Auch diese Technik hat es schon vor dem PC gegeben, aber erst in digitalen Hypertexten entfalten sich die ganzen Möglichkeiten, sei es durch Inner-Textliche Links, sei es durch Links ins WWW. Die dritte Grundtechnik ist die Textbegrenzung und Reduktion wie bei der SMS, bei der nur eine begrenzte Anzahl an Zeichen zur Verfügung steht, und schließlich die Vernetzung solcher Möglichkeiten durch Dienste wie Twitter.

Der zweite Teil des Buches stellt Experimente mit diesen Grundtechniken vor. Beim Schreiben und Experimentieren wird auf die neuen, technischen Möglichkeiten zurückgegriffen, das Ergebnis zielt aber am Ende auf Texte in herkömmlicher Form. So haben beispielsweise Alexander Aciman und Emmett Rensin Texte der Weltliteratur so bearbeitet, dass eine Geschichte als Folge von rund 20 Tweets erzählt wird. Im ihrem Buch „Twitterature“ dampfen sie so ein ganzes Regal an Weltliteratur auf gerade mal 146 Seiten ein. Komplexere Möglichkeiten bietet der klassische Briefroman, auf E-Mail-Korrespondenz umgebrochen: So kann man sich unter www.die-leiden-des-jungen-werther.de dazu anmelden, Werthers Briefe als einzelne E-Mails zusenden zu lassen, z.B. in den Abständen, in denen Goethes Werther seine Brief einst schrieb.

Auf der Grundlage neuer, elektronischer Kommunikation lassen sich natürlich nicht nur Klassiker bearbeiten. Der nächste Schritt ist, selbst auf dieser Basis Texte zu produzieren. Als Beispiele stellt Porombka die E-Mails von Matthias Zschoschke an Niels Höpfner vor, die sich als digitales Journal und Werkstatt-Bericht lesen lassen. Andere Autoren wie Daniel Glattauer erzählen eine Geschichte durch die E-Mail-Korrespondenz zweier Personen. Jan Kossdorff lässt in seinem Roman sogar 15 Mailschreiber miteinander kommunizieren.

Im dritten Teil von „Schreiben unter Strom“ skizziert Porombka schließlich, wie ein Schreiben aussehen kann, das nicht mehr unmittelbar auf Buchveröffentlichung zielt, sondern vorrangig als Netzliteratur entsteht. An der Grenze steht da zunächst das Schreiben im Blog. Porombka wartet da mit einer steilen These auf: „Einen Blog zu machen heißt: sich die Buchkultur abzugewöhnen.“ (88) Porombka meint das nicht kritisch. Er will damit auf die veränderten Schreibbedingungen aufmerksam machen: Das Schreiben erfolgt nicht mehr in großen Abständen, mehrfach redigiert, sondern oft von Tag zu Tag oder gar von Stunde zu Stunde. Das verlangt nach einem anderen, nämlich entspannteren Schreiben: „Verspannt oder verkrampft man beim Bloggen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass man immer noch viel zu sehr an die alte Verlags- und Feuilletonkultur denkt. Deshalb ist der wichtigste Hinweis für angehende Blogger: Locker bleiben!“ (ebd.) Tatsächlich haben allerdings die angeführten Autoren wie Andrew Sullivan und Sven Regener ihre Blogeinträge längst wieder in Buchform veröffentlicht.

Anders ist beim Schreiben in Facebook. Jenseits der schlichten „Was ich grad mache“-Meldungen kann Facebook zu einem interessanten Experimentierfeld werden. Etwa wenn Jan Fischer zwar Beobachtungen niederschreibt, das schreibende Ich dabei aber nicht identisch sein muss mit dem Schriftsteller Jan Fischer. Die Faszination von Facebook greift aber erst, wenn durch die Kommentare neue Textebenen entstehen, für die nicht mehr ein Autor allein verantwortlich ist. Die Grenze zwischen Autor und Leser verwischt. Das gilt dann in noch radikalerer Form für Jonas Bohlken, der in „neosex“ Online-Gespräche aus einschlägigen Foren dokumentiert. Das Werk liegt auf einem USB-Stick vor. Über einen Browser lassen sich Links ins Internet Welt verfolgen. Das sicher aufwendigste Konzept, das Porombka am Ende seines Buches vorstellt, ist „transmedia storytelling“. Im transmedialen Erzählen verschränken sich Virtualität und Realität: eine Geschichte wird auf Flugblättern, über Facebook und Blog-Einträge sowie Performances an echten Orten erzählt. Ein aufwendiges Konzept, das vor allem in der Werbung zum Tragen kommt.

Jedes der dreizehn Kapitel enthält am Schluss eine Schreibaufgabe, um die vorgestellten Techniken auszuprobieren. Wie bei den beiden anderen DUDEN-Bänden wirken diese Schreibübungen aber manchmal etwas bemüht. Auch darf man – wie in den anderen Bänden der Reihe – keine ausführlichen, technischen Hinweise zur Umsetzung erwarten. Zwar gibt es Hinweise auf blogger und wordpress, aber wie ein Blog eingerichtet und dauerhaft organisiert wird interessiert Porombka nicht. Es gibt sogar technische Hinweise, die eher problematisch sind, wie etwa die Empfehlung, bei Facebook einen Fakeaccount zum Experimentieren einzurichten, was offensichtlich den Nutzungsrichtlinien bei Facebook widerspricht.

Schade ist, dass das Buch selbst keine Schnittstelle zum Internet hat. Ein begleitender Blog oder zumindest eine einzelne Seite mit Links wäre ein schöner Service für die Leser, die sich damit das Abtippen von Links wie https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1785439154172.2104292.1185308648&i=972f9989fb ersparen könnten.

Fazit: Stephan Porombka legt mit „Schreiben unter Strom“ eine knappe Übersicht über Möglichkeiten des Schreibens im Kontext von E-Mail und sozialen Netzwerken vor. Zuviel sollte man sich davon aber nicht erwarten: Der Buch ist keine technische Anleitung für den Betrieb von Blogs oder zur Nutzung von Facebook und Twitter. Zielgruppe ist letztlich weder der Social-Media-Neuling, der eine Starthilfe braucht, noch der routinierte Blogger, der nach neuen Impulsen sucht. Porombka zielt auf Menschen, die neue Schreibmöglichkeiten ausprobieren möchten. Am Ende geht es also ums Experimentieren mit den neuen Medien und die Frage, wie sich darüber das eigene Schreiben verändert und weiter entwickelt. Wer sich darauf einlässt findet eine Reihe von Anregungen, auch wenn manches davon schon altbekannt ist. Schade ist allerdings, dass der Autor die neuen Medien nicht nutzt, um eine Schnittstelle von Buch und Netz zu schaffen.

Stephan Poromka: Schreiben unter Strom. Experimentieren mit Twitter, Blogs, Facebook & Co, 1. Aufl. Bibliographisches Institut, Mannheim, 2012.
ISBN 978-3-411-74921-8| 14,95 € | 159 S.

Himmlische Buchführung

Am Reformationstag 1985 – in einer Lebenskrise – nimmt sich Dorothee Sölle vor, Tagebuch zu schreiben. Ich weiß nicht, wie regelmäßig Dorothee Sölle schon vorher ein Tagebuch geführt hat: aus verschiedenen Notizen wird ersichtlich, dass sie zumindest als Jugendliche tägliche Notizen gemacht hat. In ihrer Zeit in New York – Sölle lehrte dort von 1975 bis 1987 am Union Theological Seminary – fängt sie mit dem Tagebuch zumindest bewusst neu an „obwohl viel dagegenspricht“, wie sie schreibt: sie hält den Akt selbst für eitel und sieht in der Notwendigkeit, auszuwählen, was sie niederschreibt, „eine Art von Lügen“. Und wagt es trotzdem:

„Ich lebe immer noch mit der alten Verrücktheit, jeden Tag drei Gründe zu finden, für die ich Gott loben kann. Eine himmlische Buchführung endlich lernen. Ein paar Regeln:
– Heute von heute schreiben, das Manna nicht aufheben, es stinkt morgen.
– Jeden Tag schreiben – das Graue, Armselige aushalten.
– Die niedrigen, demütigenden Empfindungen – die Reflexe der Bourgeoisie in mir – nicht verleugnen; das, was die ollen Mystiker die ‚Regungen des Fleisches‘ nennen – die Realität wahrhaben.
-Das Glück, auch das kleine, lieben! Nennen! Es gibt einen Punkt jenseits von Arroganz und Selbstverachtung, den ich erreichen will.“

[Dorothee Sölle, Ein New Yorker Tagebuch, in: Gesammelte Werke Bd. 9, S. 338f.]

Dinge sammeln

Über das Sammeln schreibt Walter Kröber in „Kunst und Technik der geistigen Arbeit“: „Wir sammeln Verstreutes; das bekommen wir unregelmäßig. Das wird im Großen zusammengelegt, wir verzichten fürs erste auf (genauere) Ordnung im einzelnen, bewerten auch noch nicht gleich. Denn: Systematik (Ordnung) und Auswahl (nach Bewertung) ist schon eine höhere Stufe des Sammelns“. Die Technik und das Problem sind schön beschrieben. Die meisten Dinge, die unsere Aufmerksamkeit fesseln, tauchen unregelmäßig auf: E-Mails, Telefonanrufe, ein Predigteinfall, eine Konfi-Anfrage über Facebook, eine interessante Zeitungsmeldung, jemand, der einen Lebensmittelgutschein braucht … Am liebsten möchten alle diese Dinge sofort behandelt werden. Aber dann würde man sich total verzetteln. Also gilt es, die Dinge erstmal zu sammeln. Aus den Augen, aus dem Sinn – und trotzdem sicher verwahrt.

Sammeln ist das erste der insgesamt vier grundlegenden Handlungsmuster (neben Durcharbeiten, Planen und Handeln), die Leo Babauta in Zen to Done behandelt. Seine Empfehlung ist, die Vielzahl der Dinge, die auf uns einströmen, so zu kanalisieren, dass sie in möglichst wenigen Orten aufgefangen werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, keine diffenzierte Ablage zu benutzen, sondern nur eine einzige Ablagebox, in der alles gesammelt wird, was herein kommt: Briefe, Liedzettel, Broschüren, Taufanfragen, Rechnungen, Zeitungsartikel … Die Frage, was wohin gehört, stellt sich zunächst einmal nicht. Ordnung und Bewertung sind „höhere Stufen des Sammelns“, wie Kröber sagt, und gehören zum Durcharbeitungsschritt.

Für das Sammeln an wenigen Eingangsorten gibt es drei gute Gründe: Erstens muss man nicht dauernd Entscheidungen treffen, was wohin gehört. So bleibt mehr Zeit und Konzentration für das, was man gerade tut. Zweitens muss man sich nicht alles merken, was gerade reinkommt und noch zu tun ist: man notiert es oder legt es an einer Stelle ab, ohne dauernd das Gefühl zu haben, was wichtiges zu vergessen. Drittens muss man nicht dauernd mehrere Orte kontrollieren, ob dort noch eine vergessene Aufgabe schlummert. Es ist übersichtlicher, und das entlastet.

Ein einfaches Beispiel, das im Prinzip jeder benutzt, ist der Anrufbeantworter oder die Mailbox: Das Telefonklingeln verlangt eine sofortige Reaktion. Ist man aber gerade in einem Trauergespräch, kann man nicht einfach ans Telefon gehen. Also stellt man das Telefon stumm oder aus. Nach dem Gespräch sieht man: es haben sich zwei Anrufe gesammelt (das Abrufen und Beantworten gehört bereits zum Schritt „Durcharbeiten“). Ähnliches gilt z.B. für E-Mails und Facebook. Statt sich dauernd über aktuell eingehende Mails etc. informieren zu lassen ist es besser, E-Mails oder Infos bei Facebook erstmal zu sammeln.

E-Mails stellen ein besonderes Problem dar. Hier hat mir Babautas Vorschlag geholfen, auf einfache Weise mit den vielen E-Mails umzugehen. Während ich mich früher damit beschäftigt habe, ein möglichst effizientes Filtersystem für E-Mails aufzubauen, dass die eingehenden Mails automatisch in bestimmte Unterordner lenkt, landen sie jetzt erstmal in den Eingangsordnern. Babautas Vorschlag, möglichst nur eine E-Mail-Adresse zu verwenden, setzte ich allerdings so nicht um. Thunderbird bietet mit den gruppierten Ordnern eine gute Möglichkeit, alle eingehenden Mails in einem Ordner zusammen zu sehen und trotzdem zu differenzieren. Ein ungelöstes Problem ist die dienstliche Groupwise-Adresse, für man sich extra über ein Web-Interface einloggen muss: die Mails lassen sich nicht automatisch weiterleiten und wegen der eingeschränkten Möglichkeiten von Groupwise (im Vergleich zu Thunderbird oder Outlook) eignet sich das System auch nicht als zentrale Sammelstelle. Eine Benachrichtigungsfunktion gibt es bei Groupwise auch nicht, so dass einem nichts anderes übrig bleibt, als in regelmäßigen Abständen das Konto manuell zu checken. Wie auch immer am Ende das persönliche E-Mail-System aussieht: Es sollte vor allem einfach und übersichtlich sein.

Schreibtischkladde

Eines der mächtigsten Instrumente zum Sammeln sind Notizbücher und Kladden. Auch hier gilt letztlich: lieber nur ein Notizbuch verwenden als ein ausdifferenziertes System. Natürlich kann man eine Vielzahl von Notitzbüchern verwenden, wenn die Zwecke klar sind: ein Tagebuch für persönliche Eintragungen, Arbeitsjournale für aktuelle Projekte etc. Darum geht es aber hier nicht. Ein Notizbuch hat die Funktion, schnell zur Hand zu sein, um zu notieren, was auch immer gerade ansteht, wo auch immer man sich befindet: ein Predigteinfall, ein zu erledigendes Telefonat, Notizen für ein Memo oder etwas für die Einkaufsliste. Neben einem kleinen Notizbuch benutze ich noch eine Schreibtischkladde. Das ist ein Buch im A5-Format, das aufgeschlagen auf dem Schreibtisch liegt und in dem ich z.B. beim Telefonieren Dinge notiere. Während ich früher kleine Notizzettel und Post-its gefüllt habe (und manchmal verzweifelt nach einer Notiz suchen musste) ist so alles an einem Ort versammelt. Mittlerweile hat sich die Schreibtischkladde zum zentralen To-Do-Buch entwickelt.

Schon diese kurze Zusammenstellung zeigt, wie fundamental das Sammeln ist. Wie auch immer man es umsetzt: Entscheidend ist der Vorschlag, die Dinge, die ankommen, an so wenigen Orten wie möglich zu sammeln. Damit ist noch keine Aufgabe erledigt, aber es dafür gesorgt, dass die Dinge erstmal aus dem Blick und aus dem Kopf sind – und am Sammlungsort sicher verwahrt sind, bis sie durchgearbeitet werden. Aber das ist dann der nächste Schritt.

„Worum geht es in Ihrer Predigt?“

Predigtentwurf
Kernaussage hervorgehoben

Die Frage, worum es in der eigenen Predigt ging, überrascht einen meist kalt. Zum Beispiel, wenn jemand von der Zeitung nach einem besonderen Gottesdienst fragt, über was man denn gepredigt hat. Meistens kommen dabei bloss Allgemeinplätze heraus. Mir geht die Sache seit dem WDR2-Gespräch nicht mehr aus dem Kopf. Warum ist das so schwer, spontan aber pointiert etwas zum eigenen Text zu sagen?

Mit dem Problem stehen Predigerinnen und Prediger nicht allein. Neulich haben Giovanno di Lorenzo und Hannelore Hoger bei „3 nach 9“ über „Babettes Fest“ gesprochen. Di Lorenzo wollte eine kurze Zusammenfassung, worum es in dem Buch geht, das Hoger gerade als Hörbuch eingesprochen hatte. Hannelore Hoger hat erzählt, was ihr an der Geschichte wichtig ist. Di Lorenzo war dies zu weitschweifig. Es war ein amüsanter Dialog darüber, was an einer Geschichte wichtig ist. Interessant war vor allem, dass Hoger auch deshalb ausholen musste, weil di Lorenzo die Geschichte und die handelnden Figuren anders verstanden hat, als Hoger selbst. Knapp sagen zu können, worum es geht, setzt offenbar die Überzeugung voraus, dass der Gesprächspartner die knappen Andeutungen richtig versteht.

Oft endet die kurze Bündelung in Allgemeinplätzen. In der Zeitung liest man dann Sätze wie „Bischof ruft zu Frieden und Mitmenschlichkeit auf“ – auch wenn der Schwerpunkt der Predigt ein ganz anderer war. Als ich neulich gefragt wurde, worum es in meiner Weihnachtspredigt ginge, fing ich an von Licht und Dunkelheit zu erzählen. Das war zwar nicht verkehrt, aber darum ging es nicht. Es war nur die Leitmetapher für den Gedanken: „Es gibt in der Weltgeschichte und im eigenen Leben genug Gründe dafür, dass es Gott nicht geben kann. Weihnachten bedeutet, mitten in diesen Gründen zu entdecken: Gott ist da – mitten in dieser Welt, die voll ist von Gründen, warum es Gott nicht geben kann.“ Weil der Gedanke paradox ist, schien er mir vielleicht zu komplex, um ihn direkt sagen. Also folgte die Flucht in die Metapher vom Gott als Licht mitten in der Dunkelheit – eine Metapher, die alles und nichts sagt. Ein Allgemeinplatz eben.

Bekanntlich sagt eine Bild mehr als tausend Worte. Für die Predigtarbeit ist es aber wichtig, die bildhaften Allgemeinplätze und abgegriffenen Metaphern zu reflektieren und ihre Aussagemöglichkeiten zu reduzieren. Ich habe eine zeitlang versucht, über jedes Predigtmanuskript meine Hauptaussage zu formulieren – und zwar so, dass sie eine interessante Spannung enthält. Vergleichen kann man das vielleicht mit den Untertiteln in manchen Zeitungen. In der ZEIT z.B., steht unter der Überschrift in der Regel in ein oder zwei Sätzen beschrieben, worum es im Artikel geht. Diese Beschreibung macht das Lesen das Artikels nicht überflüssig. Im Gegenteil: Wenn die Beschreibung gut formuliert ist, weckt sie das Interesse für die Lektüre. Mein Versuch, solche Predigt-Unterüberschriften für meine Predigtentwürfe zu formulieren, zielten allerdings nicht auf die Predigthörer, sondern auf mich als Prediger: So habe ich mir vor der Predigt noch einmal in Erinnerung gerufen, worum es mir beim Vorbereiten ging.

Predigtvorbereitung kann insgesamt als Arbeit an solch einer Aussage verstanden werden. Es ist wie die Arbeit an einer These in einem wissenschaftlichen Aufsatz: Man schreibt dieses These nicht einmal auf und hat sie dann, sondern schreibt die These dauernd um und weiter, bis sie möglichst pointiert die Antwort auf eine Frage oder ein Problem liefert. So beschreibt z.B. Frank Cioffi das Vorgehen beim Schreiben eines Essay. Es hilft dabei, die Linie für die eigene Arbeit zu halten. Bei der Predigt ist es nicht anders, auch wenn die Predigt auf andere Form- und Stilelemente zurückgreift als der wissenschaftliche Aufsatz. Ich habe in meiner Weihnachtspredigt z.B. auf eine Geschichte von Margret Rettich zurückgegriffen. Und als ich beschrieben habe, was Dunkelheit alles konkret bedeuten kann, ging das Licht in der Kirche für eine Zeit aus. Techniken der Inszenierung meiner zentralen Predigtidee. Aber es ging in der Predigt weder um Licht und Dunkelheit noch um die Rettich-Geschichte vom Herrn Probst, sondern um meine Interpretation der Weihnachtsbotschaft. Vielleicht – wenn ich mir wieder angewöhne, meine Hauptaussage über das Predigtmanuskript zu schreiben – kann ich beim nächsten Interview auch pointierter sagen, worum es in meiner Predigt geht.

 

Die Dinge händeln

Notizbücher
Notizbücher als Basis

Es ist eine berechtigte Frage, ob man Zeit managen kann. Vor einiger Zeit hieß es, es gehe eigentlich eher um Selbstmanagement. Und jüngst hat Zeitmanagement-Guru Lothar Seiwert sogar das Ende des Zeitmanagements ausgerufen. Seit Vikariatszeiten sehe ich die Zeitmanagement-Tipp-Produktion zwar kritisch, habe aber trotzdem versucht, für meinen Alltag davon zu lernen. Obwohl oft belächelt: Lothar Seiwert und Tiki Küstenmacher hatten mit ihrem Simplify-Konzept manche guten Ratschlag für mich parat. Aber es war kein funktionierendes System, sondern eine Sammlung guter Einzelhinweise.

Einen wirklich hilfreichen, systematischen Ansatz habe ich bei „Zen to done“ gefunden, ein Modell von Leo Babauta, das wiederum auf „Getting things done“ von David Allen beruht.

Die Vorteile von Zen to done (ZTD) sind:

  • es ist leicht zu verstehen
  • es ist kostengünstig
  • es lässt sich einfach an eigene Bedürfnisse anpassen

ZTD ist leicht zu verstehen: Es geht im Kern (Minimal ZTD) darum, sich vier Handlungsmuster anzugewöhnen, die so zusammenarbeiten, dass man seine Dinge gut händeln kann. Diese vier Handlungsmuster heißen Sammeln, Durcharbeiten, Planen und Handeln. Ich sammle Dinge u.a. in einem Notizbuch: Aufgaben, Einfälle, Besprechungsergebnisse. Zuhause arbeite ich die Notizen durch, in dem ich schaue, ob z.B. aus einem Eintrag eine Aufgabe für mich folgt, die zu erledigen ist. Sofern ich sie nicht gleich erledigen und abhaken kann, plane ich im Kalender, wann ich die Aufgabe angehe. Wenn es soweit ist, versuche ich, so konzentriert wie möglich mich nur dieser Aufgabe zu widmen und sie zügig zu erledigen.

ZTD ist kostengünstig: Das eBook „Zen to done“ kann man sich kostenlos bei imgriff.com in einer deutschen Übersetzung runterladen. Spezielle Werkzeug wie Mappen, Ordner oder spezielle Kalender braucht man nicht. Ich habe mit den Sachen, die ich Zuhause hatte, angefangen.

ZTD lässt sich leicht an eigene Bedürfnisse anpassen: Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass die Zeitmanagement-Ideen nicht meinem Arbeitsalltag entsprachen. Sie waren entweder sehr auf Büroabläufe fixiert oder auf die Bedürfnisse von Freiberuflern. Mit der pastoralen Praxis hat das oft wenig zu tun. Dazu kommen persönliche Vorlieben: Manche Sachen erledige ich am PC oder per PDA (mittlerweile Smartphone), manche Sachen handschriftlich. Es hängt von der Situation und manchmal auch nur von der Stimmung ab. Ich brauche da eine gewissen Flexibilität.

In meinen nächsten Posts, werde ich das System etwas detailiierter darstellen. Als nächstes stelle ich das Sammeln vor.