Coole Moves

Buttricks Verständnis von Moves

Vor ein paar Jahren waren Fidget Spinner bei Kindern sehr beliebt: ein Spielzeugkreisel, bei dem sich eine Art Flügelanordnung um ein Kugellager in der Mitte dreht. Vergeblich haben ein paar Konfirmanden versucht, mir ein paar „coole Moves“ beizubringen: Unterschiedliche Handgriffe von variabler Komplexität, die sich bei den Könnern zu faszinierenden Fingerchoreografien kombinieren lassen. Eine ähnliche Funktion erfüllen „Moves“ auch in anderen Bereichen: Es sind kleine Bewegungseinheiten, die sich beim Tanzen, Surfen oder Skateboarden zu komplexen Bewegungsabläufen kombinieren lassen und bei Zuschauern ein Staunen auslösen. Coole Moves eben.

„Coole Moves“ weiterlesen

Perspektive in der Predigt

“Die Sprache der Predigt ist wie alles menschliche Sprechen radikal perspektivisch”, schreibt David Buttrick. Der Satz leuchtet zwar unmittelbar ein, aber in der homiletischen Literatur taucht die Frage nach der Perspektive kaum auf. Vielleicht liegt es daran, dass die Frage nach der Perspektive vor allem im Blick auf narrative und fiktionale Texte auf der Hand liegt. Doch wenn alles Sprechen perspektivisch ist, wie Buttrick behauptet, dann gilt das eben auch für die Predigt und dann wäre die Frage zu stellen, warum denn ein Nachdenken über die Perspektivität der Predigt sich lohnen könnte.

„Perspektive in der Predigt“ weiterlesen

Was sind „moves“?

Ein Kernbegriff in Buttricks Homiletik sind „moves“. Die deutsche Interpretation des Begriffs irritiert mich allerdings. Martin Nicol versteht die moves als „die kleineren bewegten Einheiten einer Predigt“ (Einander ins Bild setzen, S. 108), die „den Sequenzen im Film (movie) vergleichbar sind“. Wenn ich „moves“ lese, lese ich etwas anderes.
Buttrick versteht „moves“ als Gegenbegriff zu „points“: Sprache ist lebendig und beweglich. Wenn ein Prediger „Punkte“ abhandelt, verliert seine Rede an Schwung und Beweglichkeit: Der Prediger steht distanziert außerhalb des Geschehens, und bringt aus dieser Distanz durchaus vernünftige und objektiv richtige, aber gerade dadurch reiflich steife, ewige Wahrheiten zur Sprache. Moves nutzen die Beweglichkeit der Sprache und lassen die Sprache so lebendig werden.
Um das zu verstehen, muss man nicht die „Filmsprache“ bemühen. Es reicht, sich zu vergegenwärtigen, dass wir sprechend handeln. Wittgenstein sprach davon, unsere sprachlichen Handlungen als Züge in einem Spiel zu verstehen. Auf English ist hier von „moves“ die Rede. Mir scheint das der sinnvollere Hintergrund, vor dem Buttricks „moves“ zu verstehen sind. Er selbst verweist im Literaturanhang auf die Sprachphilosophie und die Sprachpragmatik von Wittgenstein, Austin und Farb, nicht auf die Filmtheorie.
Damit ist der Zusammenhang mit dem Film nicht widerlegt: Man kann moves durchaus als Szenen eines Filmes verstehen. Grundlegender scheint mir aber, die Predigt als sprachliche Handlung zu verstehen, die aus einzelnen sprachlichen Zügen gebildet wird.
[siehe auch den Post vom 6.3.11 „Moves und Points“]