Mini-Knigge – Regel 3: Sich Einleitungsformeln aneignen

Eigne dir Ein- und Überleitungsformeln an. Manche liturgischen Teile müssen eingeleitet werden, vor allem, um eine liturgisch nicht routinierte Gemeinde auf dem Weg durch den Gottesdienst mit zu nehmen. Dabei bewegen sich Liturgen zwischen zwei Extremen: Liturgischer Purismus auf der einen und geschwätziger Moderatorenstil auf der anderen Seite. Natürlich muss nicht jeder Schritt eingeleitet werden. Kennzeichen für die Notwendigkeit einer Einleitung- oder Übergangsformel ist, wenn man im liturgischen Vollzug merkt, dass man selbst oder die Gemeinde immer an der gleichen Stelle hakt und stolpert. Hier gilt es, sich bewusst Formeln anzugewöhnen, die kurz und nicht zu floskelhaft den nächsten liturgischen Schritt einleiten.

Typisches Beispiel ist die Einleitung des Glaubensbekenntnisses nach der Lesung oder die Einleitung des Vaterunsers nach der Fürbitte. Kurze Einleitungsformeln könnten sein: „Wir sprechen miteinander das Glaubensbekenntnis“ oder (falls die Gemeinde bei der Lesung sitzt) „Zum Glaubensbekenntnis bitte ich Sie aufzustehen.“ Zwar meinen liturgische Puristen, solche Regieanweisungen gehörten nicht zum Gottesdienst, aber erstens gewinnen nicht routinierte Gottesdienstbesucher aus klaren Hinweisen Sicherheit beim Mitfeiern des Gottesdienstes. Und zweitens ist es besser, zu sagen, welche Handlungen der Liturg von der Gemeinde erwartet, statt beispielsweise mit der Kladde das Aufstehen und Hinsetzen zu signalisieren. Der Moderatorenstil auf der anderen Seite will in oft launig-lockerer Form „durch den Gottesdienst führen“ und gerät dabei leicht ins unkontrollierte Plaudern. Sich bewusst zu überlegen, welche Ein- und Überleitungsformeln man verwendet, hilft, einen Moderatorenstil ad hoc zu vermeiden.

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Mini-Knigge – Regel 2: Auswendig sprechen

Lerne wichtige Texte und liturgische Blocks auswendig. Der Gottesdienst lebt als gemeinsame Feier davon, dass Liturgen und Gemeinde miteinander kommunizieren. Hilfreich für das Gelingen liturgischer Kommunikation ist, wenn liturgische Texte auswendig gesprochen und nicht abgelesen werden, denn dann können Liturgen die Gemeinde ansehen, wenn sie sie ansprechen. Selbst wenn es nicht um im Wechsel gesprochene, liturgische Texte geht, ist das auswendig sprechen Können gut und wichtig. Die Gottesdienstkladde sollte nicht zum Messbuch werden. Nur Gebetstexte und Lesungen können tatsächlich abgelesen werden, weil hier ein kommunikatives Aufblicken in die Gemeinde fehl am Platz ist.

Was Liturginnen und Liturgen auch ohne Kladde auswendig sprechen können sollten, kann sich beispielhaft daran orientieren, was auch Konfirmandinnen und Konfirmanden auswendig lernen müssen: Vaterunser, Glaubensbekenntnis, Gloria Patri, Gloria in excelsis und Einsetzungsworte. Auch ganze liturgische Blöcke sollten kladdenfrei präsent sein. Mit „liturgischen Blöcken“ sind zusammenhängende, liturgische Schritte gemeint, die je nach Gemeinde unterschiedlich sein können. So kann der Einleitungsblock zum Beispiel die Abfolge sein von Votum zur Eröffnung, Gruß, Psalm und Gloria Patri. Und natürlich müssten Liturginnen und Liturgen schließlich den Blick von der Kladde auch wirklich lösen und auswendig mit Blick in die Gemeinde sprechen – insbesondere, wenn es um Wechselrede oder direkte Ansprache geht.

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Mini-Knigge – Regel 1: Einfache und klare Sprache

Verwende eine einfache und klare Sprache. Ganz gleich ob es sich um Gebete, informelle Redeteile oder die Predigt handelt: Die Sprache sollte so einfach und klar wie möglich sein. Das bedeutet zum Beispiel auf Füllwörter, Floskeln und Kirchendeutsch zu verzichten. Ein gutes Kontrollmittel bei ausformulierten Sätzen ist, möglichst kurze Sätze zu formulieren.

Beispiel Kirchendeutsch: Es klingt (ich übertreibe) etwa so: „Ich lade sie herzlich ein aufzustehen und alles das, was uns auf dem Herzen liegt mit hinein zu nehmen in das Gebet, das Jesus einst seine Jünger lehrte und das Christinnen und Christen auf der ganzen Welt bis heute sprechen.“ Einfacher und klarer könnte es lauten: „Ich bitte Sie aufzustehen und in das Vaterunser mit einzustimmen.“ Kirchendeutsch ist ein Sprachstil, der nur in der Kirche begegnet. Ein weiteres typisches Beispiel: „Ich begrüße Sie mit dem Wochenspruch aus Lukas …“ Nirgendwo im normalen Leben wird mit Zitaten begrüßt.

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Liturgischer Mini-Knigge

Auf welche einfachen Grundsätze kann ich mein liturgisches Handeln zurückführen? – Diese Frage habe ich mir vor einem Treffen mit Prädikanten gestellt. Der Prädikantenkonvent hatte sich als Thema Guy Rammenzweigs Liturgischen Knigge aus dem Anhang zum Gottesdienstbuch gewünscht. Beim Lesen habe ich mich gefragt: Ist das tatsächlich auch meine Erfahrung? Rammenzweigs Überlegungen regen zweifellos dazu an, den ganzen Katalog liturgischen Redens und Handelns zu reflektieren. Trotzdem ist mir vieles zu gesetzlich, steif und hochliturgisch (Alexander Seidel hat zu einigen Punkten ganz treffende Nebenbemerkungen gemacht [Link]). So habe ich versucht, meine eigenen zehn Grundsätze knapp als Ratschläge zu notieren – fünf Regeln zum Sprechen, fünf Regel für das weitere Handeln:

1. Verwende eine einfache und klare Sprache.
2. Lerne wichtige Texte und liturgische Blocks auswendig.
3. Eigne dir Ein- und Überleitungsformeln an.
4. Mach genügend Sprechpausen.
5. Vermeide Rechtfertigungen und Selbsterklärungen.

6. Verwende einfache und klare Gesten.
7. Reduziere Auf- und Abtritte auf ein Minimum.
8. Suche und halte Augenkontakt.
9. Triff Entscheidungen und steh dazu.
10. Fehler und Pannen sind normal.

Ich will in den nächsten Tagen/Wochen (je nachdem, wie ich dazu kommen) jeden Gedanken einmal kurz erläutern.