Montage und Collage sind eng miteinander verwandt. Die Eigenart der Montage ist: Aus dem neuen Zusammenfügen von Einzelteilen entsteht ein neues Ganzes: Beispiel für eine Montage wäre, einen Psalm neu zusammen zu setzen, die wörtliche Rede in einer Wundergeschichte durch Psalmworte zu ersetzen oder einen neuen Paulusbrief aus mehreren Briefen zu gestalten. Die Kunst der Montagetechnik besteht darin, dem montierten Text auf dem ersten Blick nicht anmerken zu lassen, dass er nicht ursprünglich in dieser Form geschrieben wurde.
Collage
Bei der Collage kann im Unterschied zur Montage alles – auch offensichtlich nicht zusammengehörendes – zusammengestellt werden. Dabei braucht kein Eindruck von ursprünglicher Einheit angestrebt werden. Im Gegenteil: Die Collage lebt gerade von den Kontrasten. Als Methode der Textproduktion ist die Collage z.B. im Dadaismus eingesetzt worden.
Wenn das Produkt der Collage nicht Selbstzweck sein soll, ist es wichtig, sich mit anderen Interpretationsmethoden der eigenen Arbeit zu nähern. Welche Entdeckungen kann man machen? Welche überraschenden Verbindungen entstehen? Die Beobachtungen lassen sich in einem Cluster oder systematischer in einer Mindmap zusammentragen, die wiederum die Grundlage für einen Text bilden können.
Varianten:
a) Textschnippsel werden auf ein Blatt geworfen und so festgeklebt, wie sie zufällig gefallen sind.
b) Die Collage entsteht in Gruppenarbeit.
Biblische Formen imitieren/transformieren
Gattungsformen wie Psalm, Seligpreisung, Gleichnis, Wundergeschichte oder Prophetie sind Idealtypen, die es als reine Formen meistens gar nicht gibt. Schon die biblischen Autoren waren kreativ genug, sich nicht von Formgrenzen einengen zu lassen. Orientiert an den Idealtypen dieser Formen, wie sie z.B. Einleitungen ins Alte und Neue Testament beschreiben, können solche Texte selbst geschrieben werden.
Eine interessante Variante bildet die Übersetzung von einer Gattungsform in eine andere, zum Beispiel indem aus einer Wundergeschichte ein Psalm wird (gesungen vom Wunderempfänger) oder eine Seligpreisung zu einer Wundergeschichte umgestaltet wird.
Aktualisierung
Eine biblische Erzählung wird unter den Bedingungen der Gegenwart neu erzählt. Solch eine aktualisierende Neuerzählung ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Der Text schafft einen neuen, aktuellen Blick auf einen alten Text. Das Ergebnis kann in einer narrativen Predigt verwendet werden.
Kaligrafie
Kaligrafie ist zunächst einmal nichts weiter als in Schönschrift schreiben (vgl. Abschreiben) – die engere Bedeutung des Wortes geht aber darüber hinaus: Kaligrafie ist dann das Erlernen besonderer Schriften zur handschriftlichen Gestaltung von Texten.
Solch ein schreibendes und grafisches Gestalten ist selbst eine Form von Textinterpretation.
Echtes kaligraphisches Arbeiten ist einigermaßen voraussetzungsreich. Man benötigt z.B. Tusche, nicht-saugenden Karton, einen Pinsel oder Griffel und Feder. Und einige Übungszeit, bis man ein erstes Alphabet ansprechend schreiben kann.
Abschreiben
Einen Text abzuschreiben verlangsamt die Wahrnehmung eines Textes und kann zu einer meditativen Übung werden. Dabei ist es wichtig, den Text nicht so schnell wie möglich zu übertragen, sondern sich Zeit zu nehmen, etwa indem man sich bemüht, in seiner schönsten Schrift zu schreiben (vgl. Kaligrafie).
Varianten sind das deutliche Gliedern des Textes oder das bunte Ausgestalten wichtiger Wörter und Satzteile.
Cluster
Das Cluster ist ein Brainstormingverfahren, in dem Verbindungen der notierten Assoziationen sichtbar werden. „Cluster“ ist ein schillernder Begriff: In die Terminologie des Kreativen Schreibens wurde er von Gabriele L. Rico in ihrem Buch „Writing the natural way“ (Dt.: Garantiert schreiben lernen) eingebracht. Er bezeichnet dort ein Netzwerk von Worten und Gedanken, die von einem Zentrum aus entwickelt werden.
Die Spezialität des Cluster ist, dass aus zunächst unsystematischen, assoziative Ideenketten ein Gedankennetz entsteht, das einen Schreibimpuls auslöst. Wer diesen Schreibimpuls spürt, fängt unmittelbar an zu schreiben und schreibt, solange der Impuls trägt. Hier verbindet sich das Clustering mit dem Freien Schreiben.
Zuweilen wird das Cluster mit einer Mindmap verwechselt. Trotz gewisser Ähnlichkeiten dienen die Methoden aber unterschiedlichen Zwecken: Das Cluster ist ein Assoziationsverfahren, die Mindmap ein Verfahren zur Systematisierung. Die Methoden sind aber miteinander kombinierbar. So kann zum Beispiel ein Cluster als Ausgangspunkt für eine Mindmap dienen. Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung folgt Ricos Ansatz.
Cluster können von einer oder von mehreren Personen gleichzeitig entwickelt werden. In letzterem Fall nähert sich das Clustering dem Stummen Gespräch an, v.a. wenn nicht nur Wörter, sondern ganze Sätze notiert werden.
Grundregeln
1. Legen Sie ein leeres Blatt quer vor sich, schreiben Sie in Druckbuchstaben das Zentralwort (oder eine Redewendung, einen Bibelvers) in die Mitte des Blattes und zeichnen Sie einen Kreis darum.
2. Beginnen Sie nun, Ihre Einfälle zu notieren. Ziehen Sie um den ersten Einfall einen Kreis und verbinden Sie ihn mit dem Zentralwort in der Mitte. Einen weiteren Einfall verbinden sie mit dem vorigen Kreis. Was immer Ihnen einfällt, dürfen Sie notieren: Wörter, längere Ausdrücke, Zitate.
3. Bei einem neuen Einfall, der Ihnen nicht in die Kette der vorigen Assoziationen zu passen scheint, verbinden Sie den Kreis wieder mit dem Zentralwort und entwickeln Sie eine neue Kette.
4. Bewerten Sie keinen Einfall. Alles ist erlaubt. Es gibt keine richtigen oder falschen Cluster.
5. Wenn der Schreibfluss ins Stocken gerät, betrachten Sie ihr bisheriges Cluster. Ergänzen Sie neue Assoziationen an anderen Kreisen. Ziehen Sie Verbindungslinien zwischen unverbundenen Kreisen. Verstärken Sie wichtige Verbindungslinien.
Muster, Versuchsnetz und Schreibimpuls
Wer zum ersten Mal ein Cluster erstellt, wird sich schon bald nach dem Sinn des Ganzen fragen. RICO erklärt diese Reaktion zum einen mit dem inneren Widerstand des gewohnten, begrifflich-linearen Denkens, zum anderen mit der anfänglichen Konzentration auf die neue Methode. In der Regel stellt sich aber schon nach kurzer Einübung das eigentlich gewünschte Phänomen ein: In dem Durcheinander der Notizen wird ein Zusammenhang zwischen einzelnen Notizen sichtbar. Eine Idee blitzt auf. RICO spricht von einem Muster, das erkennbar wird.
Im letzten Cluster könnte solch ein Muster die Entdeckung sein, dass drei Namen auftauchen (Jesus, Don Quichotte, Thor). Die erste Idee könnte sein, die drei Personen miteinander zu verbinden. Was haben sie gemeinsam? Was unterscheidet sie? Welche weiteren Notizen stehen mit diesem Muster im Zusammenhang?
Ein Muster zu erkennen dauert nur einen Augenblick und bildet den Übergang zur nächsten Phase: Die kurz aufblitzende Idee weiter zu verfolgen. RICO nennt diese Phase das Versuchsnetz (trial-web). Das Cluster wird in eine bestimmte Richtung weiter entwickelt. Dabei erweist sich die Idee entweder als irrig (Was nicht weiter schlimm ist, denn es war ja nur ein Versuch) oder tatsächlich als gangbarer Weg.
Wenn das Versuchnetz trägt, dann entwickelt sich daraus wahrscheinlich schon bald ein Schreibimpuls. Nutzen Sie diesen Impuls! Fangen Sie sofort an zu schreiben! Achten Sie nicht auf Orthographie oder andere Hemmnisse des Schreibflusses. Schreiben Sie, soweit die Energie des Impulses reicht.
Doppelcluster
Reden, Erzählen, Nachdenken sind oft durch begriffliche Gegensätze bestimmt: heiß/kalt, hoch/tief, arm/reich. Wer Gegensätze benennt und Gegenbeispiele einbringt schärft damit die eigene Aussage. Das Clusterverfahren nutzt diesen Umstand im Doppelcluster. Das Cluster beginnt mit zwei Zentralworten.
Wie bei einem einfachen Cluster werden nun die Einfälle notiert, bis ein Muster erkennbar wird und der Übergang zum Versuchnetz erfolgt.
Essay
Im anglo-amerikanischen Bildungssystem kommt dem Essay eine ähnlich tragende Rolle zu wie in Deutschland dem Aufsatz. Der Essays ist in seiner Form aber spielerischer als der normierte Aufsatz. Statt streng nach dem Schema „Einleitung – Hauptteil – Schluss“ zu verfahren, steht am Anfang des Essays eine Prämisse – z.B. in der Form eines „Was wäre, wenn …“. Oder zwei zunächst miteinander unverträgliche Dinge, z.B. eine Wundergeschichte und ein Alltagsgegenstand. Die Prämisse ist, davon auszugehen, dass Geschichte und Gegenstand etwas miteinander zu tun haben (Vgl. dazu auch Der heilige Bogen).
Der Essay ist – sofern kein wissenschaftlicher Aufsatz – ein kreatives Spiel mit Möglichkeiten. Etwas pathetisch formuliert: Der Essay ist die große Schule des kreativen, selbständigen Schreibens.