„Close Reading“ ist eine Methode zum intensiven Lesen eines Textabschnitts. Im engeren Sinne entstammt „Close Reading“ der amerikanischen, literaturwissenschaftlichen Bewegung des New Criticism. Im weiteren Sinne ist Close Reading ein Werkzeug zur Textinterpretation, das einen Text zunächst einmal aus sich selbst heraus verstehen will. „Close Reading. Ein vereinfachtes Verfahren“ weiterlesen
Kreativ Schreiben und Lesen
Schreiben und Lesen stehen in einem engen Zusammenhang: “Man muss abwechselnd beides tun und das eine mit Hilfe des anderen zügeln”, schreibt Foucault im Verweis auf Seneca. Auch Oliver Ruf bezieht in seiner Einführung in “Kreatives Schreiben” Lesen und Schreiben aufeinander. „Kreativ Schreiben und Lesen“ weiterlesen
Mit Schlagschatten und Atemhauch
„Was mich am meisten erstaunt, ist nicht, dass sich die Kirche derart weit von ihrem Ursprung entfernt hat, sondern, im Gegenteil, dass sie nach wie vor die Treue zu diesem Ursprung zu ihrem Ideal erklärt, selbst wenn sie es nicht schafft, treu zu bleiben. Niemals wurde vergessen, was am Anfang stand.“ (S. 496)
Dieser Anfang fasziniert Emmanuel Carrère. Sein Anfang 2016 auf Deutsch erschienenes Buch “Das Reich Gottes” versucht die Ursprünge christlichen Glaubens zu ermitteln. Der Text ist autobiografischer Großessay, romanhafte Nacherzählung, nachformulierende Aneignung biblischer Texte (Réécriture) und populärwissenschaftliche Reflexion in einer faszinierenden Mischung. „Mit Schlagschatten und Atemhauch“ weiterlesen
Von Hentig über Kreativität
Kreativität scheint eine Art universales Heilmittel zu sein, aber auch wenn der Begriff von vielen gebraucht wird: Er ist überraschend unpräzise. Zu diesem Fazit kommt Hartmut von Hentig in seinem 1998 erstmals erschienen Essay „Kreativität. Hohe Erwartungen an einen schwachen Begriff“. Die Begriffsschwäche rührt her von zwei Unklarheiten: Zum einen ist unklar, ob Kreativität etwas ist, das wir in der Gegenwart besonders benötigen und deshalb auch einsetzen, oder ob sie nötig wäre, aber noch unverfügbar ist. Zum andern ist unklar, ob Kreativität ein Mittel ist oder ein Ziel. Von Hentig ist skeptisch, denn ob Kreativität ein Mittel ist, uns aus dem als festgefahren wahrgenommen Zustand unserer Zeit zu befreien, muss sich erst noch zeigen. „Von Hentig über Kreativität“ weiterlesen
Rhetorik des Zauderns
„Eine kleine Rhetorik“ nennt Dietrich Sagert sein Buch „Vom Hörensagen“, ein „Spielbuch“, wie er sagt, kein abgeschlossenes Werk. Und tatsächlich hat das Buch etwas verspieltes, aber es ist nicht das selbstvergessene Spiel eines Kindes, sondern eher ein selbstgefälliges Spielen mit kleinen Denkfiguren, Beobachtungen, Wörtern. Dieser Versuch einer homiletischen Avantgarde kann einem auf die Nerven gehen: der manierierte Schreibstil, das Hin und Herschieben postmoderner „Wortstellwände“ (vgl. 115), die ablenken wollen von den notierten Trivialitäten, das Sammelsurium an Zitaten, die mehr illustrieren als zeigen. Trotzdem ist Sagerts Buch gar nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick wirkt. „Rhetorik des Zauderns“ weiterlesen
Predigten komponieren
Schreiben führt in der Predigtvorbereitung zwar nicht zwingend zu guten Predigten, kann aber helfen, “theologische und lebenspraktische Themen intellektuell zu durchdringen, sowie … sich Glaubensinhalte und Traditionsfragmente anzueignen. Predigtschreiben kann dazu beitragen, dass Pfarrpersonen in ihrer seelischen, geistigen und geistlichen Existenz wachsen.“ (S. 372) Zu diesem Ergebnis kommt Annette Müller in ihrer Dissertation “Predigt schreiben”. Sie hat dafür empirisch untersucht, was eigentlich geschieht, wenn Predigerinnen und Prediger ihr Predigtmanuskript erstellen. Damit kommt dem Schreiben in der Predigtvorbereitung eine wichtige Funktion zu: Es wird “eingesetzt, um kreativ und verantwortlich Theologie zu treiben“ (S. 394). „Predigten komponieren“ weiterlesen
Mit Jugendlichen zur Sprache kommen
Stephan Siggs „Spirituelle Schreibwerkstatt“ hat mich im Laden gleich angesprungen – aber trotz guter Ideen ist das Buch auch eine Mogelpackung. Treffender wäre ein Titel wie „Mit Jugendlichen zur Sprache kommen. Reden und Schreiben über den Glauben.“ Aber wahrscheinlich hätte ich das Buch bei so einem Titel eher liegen gelassen. Die „Spirituelle Schreibwerkstatt“ (mit dem Untertitel „mit jungen Menschen“) ist auf jeden Fall der ansprechendere Titel. „Mit Jugendlichen zur Sprache kommen“ weiterlesen
Schreiben in der Predigtvorbereitung
Welche Rolle spielt das Schreiben in der Predigtvorbereitung? – Annette Müller hat für ihre soeben erschienene Dissertation Pfarrerinnen und Pfarrer danach befragt, wie sie ihre Predigtarbeit organisieren, das Manuskript erstellen und schreibend das Geschehen auf der Kanzel vorbereiten. „Schreiben in der Predigtvorbereitung“ weiterlesen
Erstaunliche Ungnade
In ihrem Roman „Gnade“ dreht Toni Morrison das alte christliche Konzept auf Links. Gnade bezeichnet einen Akt der Zuwendung, und zwar eines höher oder besser Gestellten zu jemandem, der niedriger gestellt ist, ohne dass dieser einer Anspruch darauf hätte. Gnade meint in diesem Sinn natürlich etwas sehr Positives: Gnade ermöglicht Freiheit und Neuanfang, wie bei einem begnadigten Sträfling oder jemandem, der aus einfachen Verhältnissen herausgeholt und dem gesellschaftlicher Aufstieg ermöglicht wird. Diese Gnadenerfahrung wird sehr schön in Charles Dickens „Hohe Erwartungen“ erzählt und literarisch durchbrochen, wenn der kleine Pip meint durch die wohlhabende Miss Havisham auserwählt zu sein, den einfachen Verhältnissen zu entsteigen und ein Gentleman zu werden. Bei Toni Morrison ist es die Mutter der kleinen Florens, die glaubt, dass ihre Tochter durch Gottes Gnade aus dem Sklavenstand wenn auch nicht befreit, so doch zumindest in einem anderen Haus bessere Chancen erhält. „Erstaunliche Ungnade“ weiterlesen
Blick in die Predigtwerkstatt
„Wie heute predigen?“ fragt eine Reihe von österreichischen, römisch-katholischen Homiletikerinnen und Homiletikern in einem neuen Sammelband, herausgegeben von den Praktologen Maria Elisabeth Aigner, Johann Poch und Hildegard Wustmans. Es finden sich darin keine überraschend neuen Ansätze, aber doch ein paar lesenswerte Beiträge. „Blick in die Predigtwerkstatt“ weiterlesen