Eines meiner Lieblingsweihnachtsbücher ist „Wirklich wahre Weihnachtsgeschichten“ von Margret Rettich, das in meiner Ausgabe noch in einen leuchtendroten Umschlag eingebunden ist. Sind die Geschichten wirklich wahr? – „Solange auch nur ein Mensch daran glaubt, gibt es keine Geschichte, die nicht wahr sein kann“, sagt der Ich-Erzähler in Paul Austers kleiner Erzählung „Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte“. Im Film „Smoke“ stellt Harvey Keitel diesen Auggie Wren dar und er erzählt auch eine Geschichte, von der unklar ist, ob sie wirklich wahr ist. Aber was heißt das schon? Paul Auster hat in einem „roten Notizbuch“ höchst unwahrscheinliche, von merkwürdigen Zufällen geprägte, wirklich wahre Geschichten gesammelt.
„Das rote Notizbuch“ weiterlesenRecherchieren und Spuren lesen
Wilhelm Schapp hat die Wendung vom „In Geschichten verstrickt“ sein geprägt und meint damit, dass nichts und niemand dieser Verstrickung entkommen kommen kann. Er meint sogar: Wir sind diese Geschichten. Paul Nizons Erzählung „Hund“ handelt von dem Versuch, sich nicht in Geschichten hineinziehen zu lassen. Es ist ein radikales Streben nach Freiheit. „Jede Geschichte ist ein Polizist, der dich verhaftet und einsperrt“ (35), sagt der Ich-Erzähler.
„Recherchieren und Spuren lesen“ weiterlesenDankeschön und Amen
Was verbindet Stand-up-Comedy und Poetry-Slam mit der Predigt? Beim Stand-up-Comedy und Poetry-Slam treten meistens mehrerer Künstlerinnen und Künstler nacheinander auf. Sie präsentieren einen kurze Beitrag und treten dann ab und ein neuer Beitrag wird anmoderiert. Mir ist dabei aufgefallen, wie schwer es bei Redebeiträgen (im Unterschied zu Musikstücken) offenbar ist, einen Beitrag so beenden, dass man unmittelbar merkt: Das war jetzt der Schluss. Das Problem, eine Ende zu finden, das nach Ende klingt, verbindet offensichtlich Stand-up-Comedy und Poetry-Slam mit Predigt und Preacher Slam.
„Dankeschön und Amen“ weiterlesenStrukturieren
Arbeiten an der Form ist Arbeiten an der Struktur. Es geht darum, sich beim Schreiben immer wieder bewusst zu machen, wie der Text aufgebaut ist. Je nach Schreibstrategie geschieht dies bereits planend vor dem Schreibbeginn, ergibt sich während des Schreibprozess oder kann nachträglich in das Geschriebene eingetragen werden. Beim Strukturieren helfen grafische Gliederungsmethoden wie MindMap, Text- und Gedankenpfad oder Notizzettel mit den einzelnen Punkten, die unterschiedlich arrangiert werden können. Diese Methoden helfen, den Gedankengang in eine Sequenz einzelner Schritte aufzuteilen und sich immer wieder neu zu überlegen: Ist diese Schrittfolge sinnvoll und nachvollziehbar bzw. ist sie es noch?
„Strukturieren“ weiterlesenDie Angst vor’m leeren Blatt
Schreiben ist ein komplexer und damit störanfälliger Prozess. Schreiben sollen oder wollen, aber nicht wissen wie und was und womit anfangen – das ist die sprichwörtliche Angst vor dem leeren Blatt. Weil das Problem komplex ist, gibt es keine einfachen Lösungen bzw. um zu einer Lösung zu kommen, muss man erstmal das Problem analysieren. Wer z.B. keine Lust hat, einen Text zu schreiben, steht vor einem anderen Problem als jemand, der Schwierigkeiten hat, sich auszudrücken.
„Die Angst vor’m leeren Blatt“ weiterlesenNicht immer nur „Bitte, bitte!“
Thesen zum Gebet im Gottesdienst
Beten im Gottesdienst ist etwas anderes als das persönliche Gebet. Als öffentliches Gebet ist es nicht nur ein Beten vor anderen, sondern auch für andere: Eine Liturgin oder ein Liturg spricht es stellvertretend für die Gemeinde, die im Idealfall innerlich mitbetet. Vor ein paar Jahren habe ich mit Prädikatinnen und Prädikanten in Gütersloh zur Gebetssprache gearbeitet. Die Thesen von damals habe ich jetzt nochmal überarbeitet und Prädikantinnen und Prädikanten in Münster als Impulsreferat und Gesprächsanstoß vorgetragen.
„Nicht immer nur „Bitte, bitte!““ weiterlesenIn der Schreibwerkstatt
Werkzeuge und Orte schreiben mit
Ob wir einen Laptop benutzen oder das Smartphone, mit einem Bleistift etwas in ein Notizbuch kritzeln, mit dem Füllfederhalter in eine elegante Kladde schreiben oder gar eine alte Schreibmaschine benutzen: Das Schreiben wird durch das verwendete Material beeinflusst.
„In der Schreibwerkstatt“ weiterlesenHomiletik als Wahrnehmungslehre
Notizen zu Hans-Günter Heimbrocks Predigtverständnis
Von David Buttricks Homiletik hieß es, es sei ein phänomenologischer Ansatz. Tatsächlich lassen sich bei Buttrick viele phänomenologische Bezüge ausmachen. Ähnlich gilt von Hans-Günter Heimbrock, der sich in seiner „phänomenologisch inspirierten“ Homiletik auf den Aspekt der Wahrnehmung konzentriert. Dazu ein paar Lektürenotizen.
„Homiletik als Wahrnehmungslehre“ weiterlesenIntention und Bewegung
In eigener Sache: Mein Buttrick-Aufsatz in PrTh
So, jetzt ist mein Buttrick-Aufsatz in der Praktischen Theologie erschienen. Die Arbeit daran war ein Highlight im vergangenen Jahr und ich bin schon ein bisschen stolz, dass ich dafür angefragt wurde.
Der Aufsatz heißt „Intention und Bewegung. David G. Buttricks phänomenologische Homiletik“, und ist veröffentlicht in der Zeitschrift Praktische Theologie (PrTh), 57. Jg., H. 2 (2022), 100–109.
Hier der Link zur Verlagsseite: https://www.degruyter.com/document/doi/10.14315/prth-2022-570209
(ist allerdings mit 30€ ein wenig teuer für bescheidene 9 Seiten. Aber es gibt ja Bibliotheken.)
Coole Moves
Buttricks Verständnis von Moves
Vor ein paar Jahren waren Fidget Spinner bei Kindern sehr beliebt: ein Spielzeugkreisel, bei dem sich eine Art Flügelanordnung um ein Kugellager in der Mitte dreht. Vergeblich haben ein paar Konfirmanden versucht, mir ein paar „coole Moves“ beizubringen: Unterschiedliche Handgriffe von variabler Komplexität, die sich bei den Könnern zu faszinierenden Fingerchoreografien kombinieren lassen. Eine ähnliche Funktion erfüllen „Moves“ auch in anderen Bereichen: Es sind kleine Bewegungseinheiten, die sich beim Tanzen, Surfen oder Skateboarden zu komplexen Bewegungsabläufen kombinieren lassen und bei Zuschauern ein Staunen auslösen. Coole Moves eben.
„Coole Moves“ weiterlesen